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Medizin

Stark neurotoxisches Peptid entdeckt

Dienstag, 1. März 2016

Das Foto zeigt einen gefärbten Dünnschnitt eines Mausgehirns. Deutlich zu sehen sind die massiven intrazellulären Ablagerungen des durch Phosphorylierung veränderten ß-Amyloid Peptids (rot). Erkennbar sind auch die Astrozyten (grün), die von den Ablagerungen angelockt werden. Diese reaktiven Astrozyten sind ein typisches Merkmal der Alzheimer Krankheit. In blau zu sehen sind die Zellkerne der Nervenzellen. © Foto: Abteilung für Neurologie/Universität Bonn

Bonn – Im Gehirn von Alzheimer-Patienten haben Wissenschaftler der Universitäten Bonn, Ulm und Göttingen ein neues Peptid entdeckt, das auf Nervenzellen stark toxisch wirkt. Die Arbeitsgruppe hat ihre Ergebnisse in der Fachzeitschrift Acta Neuro­­pathologica publiziert (doi 10.1007/s00401-016-1546-0).

Bekanntlich finden sich im Gehirn von Alzheimer-Patienten regelmäßig Ablagerungen des Peptids ß-Amyloid. Die Protein-Fragmente lagern sich außerhalb der Nervenzellen zu langen fädigen Strukturen zusammen. Diese Amyloid-Knäuel werden im Hirngewebe als so genannte Plaques sichtbar.

Früher ging man davon aus, dass die Plaques wesentlich für die Symptome der Demenz­erkrankung verantwortlich sind. Neuere Forschungsergebnisse haben jedoch den Fokus vor allem auf kleinere Zusammenlagerungen weniger ß-Amyloid-Moleküle zu sogenannten Oligomeren gelenkt. Sie verursachen laut der Arbeitsgruppe eine weitaus größere funktionelle Störung von Nervenzellen.

Aber die Amyloid-Oligomere sind kurzlebig – sie verschmelzen normalerweise schnell zu den vergleichsweise harmlosen Fäden. Die Wissenschaftler haben aber nun eine Variante von ß-Amyloid entdeckt, die sich anders verhält: Aufgrund einer kleinen chemischen Änderung lagert diese Variante sich zwar zu Oligomeren zusammen. Sie bildet aber keine langen Fäden.

„Die von uns entdeckte Variante ist daher für Nervenzellen extrem gefährlich“, erklärt Sathish Kumar, Erstautor der Studie. Das veränderte ß-Amyloid findet sich laut der Studie in Mäusen mit einer Alzheimer-ähnlichen Erkrankung und in Alzheimer-Patienten. In den Alzheimer-Plaques ist es allerdings kaum nachzuweisen. Stattdessen bildet es in den Nervenzellen selbst kleinere Ablagerungen. Dabei tritt es auch in sehr frühen Phasen der Erkrankung auf. Möglicherweise eignet es sich daher für eine bessere Früherkennung.

Vorstellbar sind langfristig auch neue therapeutische Optionen. So ist es beispielsweise denkbar, die gefährliche ß-Amyloid- Variante gezielt durch Antikörper auszuschalten und so zu inaktivieren. „Aber wir wissen bislang noch nicht einmal, wie wichtig dieses veränderte Peptid für die Entstehung der Alzheimer-Demenz ist. Das ist eine ganz zentrale Frage, der wir nun in Folgestudien nachgehen wollen“, erläutert Jochen Walter von der Klinik und Poliklinik für Neurologie des Universitätsklinikums Bonn.­ © hil/aerzteblatt.de

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