Medizin
Wie mentale Aktivität sich auf Alzheimer auswirkt
Mittwoch, 2. März 2016
Rochester – Menschen, die sich auch im erwachsenen Alter um ihre Bildung kümmern, könnten trotz schlechter genetischer Prädisposition die Entwicklung einer Alzheimererkrankung verlangsamen. Dies geht aus einer Untersuchung der Mayo Clinic hervor, deren Ergebnisse Forscher um Prashanthi Vemuri in Neurology veröffentlichten (doi: 10.1212/WNL.0000000000002490).
Menschen mit einer bestimmten genetischen Variante des Apolipoproteins E haben ein erhöhtes Risiko, an einer Alzheimer Demenz zu erkranken. Bei homozygoter Anlage des Apolipoproteins E 4 (ApoE 4) beträgt das Risiko, mit 80 Jahren an der Erkrankung zu leiden, bis zu 90 Prozent. Neben genetischen Faktoren können jedoch allgemein gesundheitsfördernde Verhaltensweise wie Sport, Bildung und Gewichtsregulation das Risiko für Alzheimer und andere demenzielle Syndrome verringern. Trotz hetero- oder homozygoter Anlage des Risikogens bleiben einige Patienten gesund. Wie stark Lebensstilfaktoren das Risiko verringern können, ist noch Gegenstand der Forschung. Unklar ist laut den Autoren bisher auch, ob die Modifikation von Lebensstilfaktoren einen Einfluss auf messbare Biomarker für die Erkrankung hat.
Die Forscher untersuchten 393 über 70-Jährige und ohne manifeste Demenz, wovon jedoch bereits 53 Patienten milde kognitive Störungen zeigten. Die Patienten wurden anhand von Fragebögen zu ihrer körperlichen und mentalen Aktivität im mittleren Alter (50 bis 65 Jahre) befragt. Mit Hilfe von MRT-Aufnahmen und FDG-PET Scans untersuchten die Wissenschaftler Stoffwechsel und Morphologie der Gehirne. Über eine spezielle Untersuchungsmethode (PiB-PET) konnten sie außerdem die Menge der senilen Plaques in den Gehirnen der Probanden bestimmen. Sie korrelierten die Ergebnisse der Bildgebung mit den Lebensstilfaktoren der Probanden.
Es zeigte sich, dass in der beobachteten Gruppe Lebensstilfaktoren wie Bildung oder Sport nur einen minimalen oder keinen Einfluss auf Hippocampusgröße, Stoffwechselaktivität und Plaquebildung hatten.
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Eine für die Forscher interessante Beobachtung zeigte sich jedoch bei den Trägern des Risikogens ApoE 4: In dieser Untergruppe hatten die hochgebildeten Probanden signifikant weniger Plaques, wenn sie im mittleren Alter in ihrer Freizeit mental aktiv blieben (p= 0,0351). In den PET-Scans hatten sie außerdem einen günstigeren Glukosemetabolismus im Gehirn als Risikopatienten, die nur über eine geringe Bildung verfügten. Die Größe des Hippocampus war jedoch bei allen Probanden vergleichbar.
Nach Meinung der Forscher wirken sich Modifikationen des Lebensstils besonders positiv auf Patienten aus, die genetisch für Alzheimer prädisponiert sind. Sie betonen jedoch, dass dies kein Freischein für mentale und sportliche Untätigkeit ist, wenn Patienten das Risikogen nicht besitzen. Letztlich erfasse die Studie nur Marker in der Bildgebung und nicht die klinisch bedeutsamen kognitiven Kompensationsmechanismen, die das Gehirn durch regelmäßiges Training erlangen könne. © hil/aerzteblatt.de

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