Ärzteschaft
Internisten kritisieren Überversorgung bei Bildgebung und Labor
Dienstag, 8. März 2016
Wiesbaden/Mannheim – Bildgebungen wie die Kernspintomographie und umfassende Blutuntersuchungen sind zwei Beispiele für Leistungen, die Ärzte häufig erbringen, obwohl sie nicht notwendig sind. Das berichtet die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) nach einer Umfrage unter rund 4.200 Ärzten.
Die Fachgesellschaft hatte die Ärzte im Rahmen der „Klug entscheiden“ zu Über- und Unterversorgung in der Medizin befragt. 70 Prozent der Befragten gaben an, dass sie mehrmals pro Woche mit Überversorgung konfrontiert seien. Dass notwendige Leistungen nicht erbracht würden, erlebten rund die Hälfte der Befragten weniger als ein Mal pro Woche und 22 Prozent mehrmals in der Woche.
Als Grund gaben viele Ärzte an, dass Leitlinien oft unverständlich, unübersichtlich und zu lang seien. „Das legt für uns die Vermutung nahe, dass ein Teil der Fälle von Über- oder Unterversorgung darauf zurückzuführen sind, dass den Ärzten die notwendigen Informationen fehlen“, sagte Gerd Hasenfuß, Kongresspräsident des 122. Internistenkongresses und Direktor der Klinik für Kardiologie und Pneumologie an der Universitätsmedizin Göttingen. Außerdem sei die Sorge vor Behandlungsfehlern bei 80 Prozent der Befragten ein Grund für Überversorgung.
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Die DGIM kündigte an, sie werde sich dafür einsetzen, neue Formen von Leitlinien zu entwickeln. „Die Leitlinien, die aktuelles medizinisches Wissen abbilden, umfassen nicht selten über 150 Seiten und sind damit im Berufsalltag vieler Ärzte nicht geeignet, Informationen zu vermitteln“, sagte auch Ulrich Fölsch, Generalsekretär der DGIM aus Kiel. Er wies in diesem Zusammenhang auf die Smartphone und Tablet-Applikation „Mobile Leitlinien Innere Medizin“ hin. Sie führe über Entscheidungsbäumen durch zahlreiche Leitlinien und ermögliche es Ärzten, im Arbeitsalltag evidenzbasiertes Wissen abzurufen und leitliniengerechte Entscheidungen zu treffen. © hil/aerzteblatt.de

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