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Medizin

Basaliom hat höchste Mutationsrate aller Krebserkrankungen

Dienstag, 8. März 2016

Basaliom an der Nasenlippenfurche /dpa

Genf – Das Basaliom ist nicht nur eine der häufigsten Krebserkrankungen des Menschen. Die Tumore weisen, wie eine Untersuchung in Nature Genetics (2016; doi: 10.1038/ng.3525) zeigt, auch die höchste Mutationsrate aller Krebserkrankungen auf, was auf die Schädigung der DNA durch UV-Strahlen zurückzuführen ist.

Krebs ist die Folge von Mutationen, die eine unkontrollierte Zellvermehrung auslösen. Gefährlich sind vor allem Mutationen in sogenannten Treibergenen. Beim Basaliom ist häufig die sogenannte Sonic Hedgehog (SHh)-Signalkaskade betroffen, was zur Entwicklung des Wirkstoffs Vismodegib geführt hat. Er ist als Erivedge seit 2012 zur Behandlung von Tumoren zugelassen, die einer Operation oder einer Strahlentherapie nicht zugänglich sind.

Auch das Team um Sergey Nikolaev von der Universität Genf ist bei der genetischen Untersuchung von 293 Basaliomen häufig auf SHh-Mutationen gestoßen. Insgesamt 85 Prozent der Tumore wiesen Mutationen in den Genen PTCH1, SMO oder SUFU auf. Sie gehören zu dem SHh-Signalweg, der in der Embryonalphase die Entwicklung des Organismus steuert, im Erwachsenenalter aber in der Regel abgeschaltet ist. Wird der SHh-Signalweg infolge von Mutationen aktiviert, kann es zum Krebswachstum kommen.

Die Stammzellen, aus denen sich die Epidermis im Laufe des Lebens immer wieder erneuert, sind besonders anfällig für Mutationen, da sie an vielen Stellen der Haut immer wieder der UV-Strahlung der Sonne ausgesetzt sind. UV-Strahlen führen typischerweise zum Austausch von Cytosin nach Thymidin in der DNA, die auch bei den von Nikolaev untersuchten Tumoren mit einem Anteil von 90 Prozent klar dominierten. Überhaupt waren die Tumore mit einer Mutationsdichte von 65 Mutationen/Mb die mutationsfreudigsten Tumore, die bisher gefunden wurden.

Neben dem SHh-Signalweg waren noch weitere Treiber-Gene wie MYC, PTPN14 und LATS1 verändert, was weitere Ansatzpunkte für eine Therapie bieten könnte. Die Forscher haben auch die Tumore von Patienten mit dem sogenannten Gorlin-Syndrom untersucht. Menschen mit dieser seltenen (Prävalenz 1 :57.000-256.000) autosomal-dominanten Erbkrankheit entwickeln vor allem im Gesicht, am Rücken und auf der Brust zahllose Basaliome. Ursache sind Mutationen im PTCH1-Gen (die Entdeckung dieses Zusammenhangs hat zur Entwicklung von Vismodegib geführt). Nikolaev kann zeigen, dass in den Basaliomen von Menschen mit Gorlin-Syndrom auch noch eine Reihe weiterer Mutationen in Treibergenen auftreten. 

Die Mutationen in anderen Treibergenen außer im SHh-Signalweg erklären vermutlich, warum etwa 30 Prozent der Basaliom-Patienten nicht auf Vismodegib ansprechen oder es relativ rasch zu einer Resistenz kommt. Die Zukunft könnte laut Nikolaev darin bestehen, bei Patienten mit fortgeschrittenem Basaliom vor Therapiebeginn eine Genom-Analyse des Tumors durchzuführen, um herauszufinden, welche zielgerichteten Wirkstoffe die beste Wirkung versprechen. Dies würde allerdings voraussetzen, dass neben Vismodegib noch weitere Wirkstoffe zugelassen wären, was derzeit (noch) nicht der Fall ist. © rme/aerzteblatt.de

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