Ärzteschaft
Ärzte: Flüchtlingskinder bei Gesundheitsversorgung nicht benachteiligen
Freitag, 11. März 2016
Weimar – Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte fordert, Flüchtlingskinder bei der medizinischen Versorgung einheimischen Kindern und Jugendlichen gleichzustellen. Die derzeitigen Regelungen benachteiligten vor allem Flüchtlingskinder, die gemeinsam mit ihren Eltern nach Deutschland geflohen seien, kritisierte Verbandspräsident Thomas Fischbach am Freitag in Weimar.
Diese hätten nur bei akuten Krankheiten einen Anspruch auf Behandlung, nicht aber bei chronischen Erkrankungen wie Diabetes. Das benachteilige sie auch gegenüber unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen. Derzeit gebe es bei der Gesundheitsversorgung geflüchteter Minderjähriger ein Zweiklassensystem, monierte Fischbach.
Unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in der Obhut der Jugendämter erhalten nach seinen Angaben die kompletten Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung. „Wir brauchen dringend eine Regelung, die diese Unterschiede nicht macht“, forderte der Mediziner.
Fischbach erneuerte die Verbandsforderung nach einer Gesundheitskarte für Flüchtlinge. Derzeit gebe es hier einen „Flickenteppich“. Die Karte ist bislang nur in fünf Bundesländern umgesetzt, darunter Nordrhein-Westfalen, Berlin und Schleswig-Holstein. In Thüringen verhandelt die rot-rot-grüne Landesregierung noch mit den Krankenkassen. Mit der Karte hätten Flüchtlinge ohne Umwege über die Sozialämter direkten Zugang zum Arzt.
Scharfe Kritik äußerte der Verband an der Einschränkung des Familiennachzugs auch für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge durch das kürzlich beschlossene zweite Asylpaket. „Das trifft bei uns auf absolutes Unverständnis“, sagte Fischbach. Für Kinderärzte sei es zudem „absolut inakzeptabel“, dass Schutzsuchende ohne Recht auf Asyl nunmehr auch bei Krankheiten wie einem seelischen Trauma durch Verfolgung, Krieg und Flucht abgeschoben werden können.
In Weimar begann am Freitag ein Jugendmedizin-Kongress, der sich mit Gesundheitsversorgung geflüchteter Kinder beschäftigt. Dazu haben sich mehr als 400 Teilnehmer angemeldet. © dpa/aerzteblatt.de

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