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Medizin

US-Zulassung von Crizotinib bei (Nichtraucher)-Lungen­krebs mit ROS1-Translokation

Montag, 14. März 2016

Krebszellen eines Lungentumors 

Silver Spring – Der Tyrosinkinasehemmer Crizotinib, der in Deutschland seit Oktober 2012 zur Behandlung von Patienten mit nicht-kleinzelligem Bronchialkarzinom (NSCLC) zugelassen ist, deren Tumore die Tyrosinkinase ALK exprimieren, darf künftig auch bei Lungenkrebspatienten mit einer wesentlich selteneren Translokation des ROS1-Gens eingesetzt werden, die überwiegend bei Nichtrauchern auftritt. Die US-Arzneibehörde FDA hat der Indikationserweiterung jetzt zugestimmt. Eine Entscheidung der europäischen Arzneimittelagentur EMA steht noch aus.

Etwa ein Prozent aller Patienten mit NSCLC haben Tumore mit Mutationen, die zu einer Umlagerung von genetischem Material zwischen Chromosomen führen. Betroffen sind fast nur Adenokarzinome. Durch die Translokation entsteht ein Onkogen, das das Wachstum des Malignoms vorantreibt. Es handelt sich um die Tyrosinkinase ROS1, die strukturelle Ähnlichkeit mit der anaplastischen Lymphomkinase (ALK) hat, die Angriffs­punkt des Kinasehemmers Crizotinib ist. Es lag deshalb nahe, Crizotinib auch bei Patienten einzusetzen, in deren Tumoren eine ROS1-Translokation vorliegt.

In einer Phase 1-Studie wurde Crizotinib an 50 Patienten im Durchschnittsalter von 53 Jahren eingesetzt, von denen 39 niemals in ihrem Leben geraucht hatten. In der offenen Studie wurden alle Patienten mit Crizotinib in der Dosis von zweimal täglich 250 mg behandelt. Das Fehlen einer Vergleichsgruppe erschwert die Beurteilung der Wirkung.

Der Anteil der Patienten, die eine Remission erzielten, war mit 72 Prozent jedoch ungewöhnlich hoch und die Dauer der Remission mit durchschnittlich 17,9 Monaten für ein NSCLC ungewöhnlich lange. Sie übertraf auch die Ergebnisse, die Crizotinib beim NSCLC mit ALK-Mutation erzielt (Durchschnitt 9,7 Monate), was der FDA die Erweiterung der Indikation auf Patienten mit ROS1-Translokation erleichtert haben dürfte.

Die Verträglichkeit bei Patienten mit ROS1-Translokation entsprach den Erfahrungen, die in anderen Studien an 1.669 Patienten mit ALK-positivem NSCLC gemacht wurden. Am häufigsten kam es in der aktuellen Studie zu Sehstörungen (82 Prozent), Durchfall (44 Prozent), Übelkeit (40 Prozent), peripheren Ödemen (40 Prozent), Verstopfung (34 Prozent), sowie einem Anstieg der Transaminasen (22 Prozent). Müdigkeit (20 Prozent), Schmeckstörungen (18 Prozent) und Schwindel (16 Prozent) können ebenfalls auftreten. Zu den schweren Komplikationen gehörten Hypophosphatämie (10 Prozent), Neutropenie (10 Prozent) und ein Anstieg der Alanin-Aminotransferase (4 Prozent). Es gab jedoch keine therapiebedingten Todesfälle.

Die meisten Nebenwirkungen waren milde (Grad 1 oder 2) und die Sehstörungen (Grad 1) niemals bedrohlich, so dass viele Patienten einen Therapieversuch wagen dürften. Früher oder später kommt es jedoch zu einer Resistenz, und ob die inzwischen entwickelten (aber noch nicht zugelassenen) ALK-Inhibitoren dann erneut eine Wirkung zeigen, ist nicht bekannt.

Die Europäische Arzneimittelbehörde (EMA) prüft derzeit ebenfalls eine Erweiterung der Indikation. Bis zu einer Entscheidung können die Patienten versuchen, an einer der laufenden Studien teilzunehmen. © rme/aerzteblatt.de

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