Ärzteschaft
Therapeutenkontakt auch bei Online-Psychotherapie wichtig
Freitag, 18. März 2016
Potsdam – Psychologische Onlineprogramme sind eine vielversprechende Option zur Selbsthilfe, Nachsorge und Therapieunterstützung, jedoch kein Ersatz für eine Psychotherapie. Darauf haben Experten anlässlich des Deutschen Kongresses für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Mitte März hingewiesen. Studien zeigten, dass auch bei Onlineprogrammen der Kontakt zu einem Therapeuten entscheidend ist.
„Verschiedene Studien zeigen, dass bei zahlreichen psychischen Problemen, etwa Depression oder Angststörungen, Teilnehmer von psychologischen Onlineprogrammen deutlich profitieren und zwar vergleichbar mit klassischen Therapieangeboten“, sagte Manfred Beutel, Direktor der Klinik und Poliklinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie der Universitätsmedizin Mainz.
Dennoch seien die internetbasierten Angebote mit Text-, Chat- oder Videomodulen in Deutschland noch nicht Teil der Routineversorgung. „Das liegt auch daran, dass Betroffene ihnen oft noch skeptisch gegenüberstehen, sei es aus mangelnder Vertrautheit mit dem Medium oder wegen Bedenken im Hinblick auf die Datensicherheit“, so Beutel.
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Doch es gebe noch andere Einschränkungen: „Die Behandlung psychischer Störungen erfordert eine fachgerechte Diagnostik, Indikationsstellung und Behandlungsplanung“, sagte der Mediziner. Die Berufsordnung für Ärzte gebe zudem vor, dass mindestens bei Diagnostik und Indikationsstellung ein persönlicher, physischer Kontakt zum Patienten bestehen muss. Beutel: „Auch deshalb sind psychologische Onlineprogramme nicht als Ersatz, sondern vielmehr als Ergänzung zur Psychotherapie zu verstehen.“
In Deutschland werden psychologische Onlineprogramme den Experten zufolge derzeit vor allem im Rahmen von Forschungsprojekten an Universitätskliniken angeboten und sind noch kein Teil der Routineversorgung. „Wer im Netz nach Programmen sucht, sollte darauf achten, von wem das Programm entwickelt wurde, wie es evaluiert wird und ob es fundierte Angaben zum Datenschutz enthält“, sagte Beutel.
© hil/aerzteblatt.de

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