Medizin
Umfrage: Mehrheit der US-Amerikaner würde Niere für 50.000 US-Dollar spenden
Donnerstag, 24. März 2016
Jacksonville – Zwei von drei erwachsenen US-Bürgern signalisierten in einer Umfrage die Bereitschaft, eine Niere auch an eine ihnen nicht bekannte Person zu spenden, und die Mehrheit meinte laut der Publikation in JAMA Surgery (2016; doi: 10.1001/jamasurg.2016.0065), dass eine Kompensation von 50.000 US-Dollar ihre Bereitschaft noch steigern würde.
Mit der Ausnahme des Irans erlaubt kein Land, dass Menschen gegen Bezahlung ein Organ hergeben, selbst wenn sie wie bei der Nierenspende nur ein relativ geringes gesundheitliches Risiko dabei eingehen. Bioethiker lehnen jeden Organhandel strikt ab, und selbst die Kompensation für finanzielle Nachteile (etwa Arbeitsausfall, Reisekosten) ist ein „No Go“.
Schon die Bereitschaft, unbekannten Menschen aus altruistischen Motiven ein Organ zu überlassen, wird mit Misstrauen begegnet. In vielen Ländern, so auch in Deutschland, ist eine Lebendspende nur unter Verwandten ersten oder zweiten Grades erlaubt. In Betracht kommen daneben noch Ehepartner oder enge Freude. Sofern Kosten entstehen, müssen sie von der Krankenkasse, niemals aber vom Empfänger selbst getragen werden.
Die US-amerikanische Bevölkerung scheint die Bedenken der Bioethiker nicht unbedingt zu teilen, wie die Ergebnisse einer telefonischen Umfrage zeigen, die die Marktforschungsfirma Penn Schoen Berland an einer Stichprobe von 1.011 registrierten US-Wählern durchgeführt hat und deren Ergebnis der Chirurg Thomas Peters vom University of Florida College of Medicine in Jacksonville jetzt vorstellt.
Insgesamt 689 (68 Prozent) der Befragten gaben an, dass sie im Prinzip auch Menschen, die sie nicht kennen, eine Niere spenden würden. Weitere 235 (23 Prozent) würden dies nur für bestimmte Personen, etwa Familienmitglieder und Freunde, tun. Nur 87 Befrage (9 Prozent) lehnten eine Lebendspende grundsätzlich ab.
Insgesamt 592 der 1.011 Befragten (59 Prozent) meinten, dass die Zahlung von 50.000 US-Dollar es für sie wahrscheinlicher machen würde, eine Niere zu spenden. 327 Befragte (32 Prozent) zeigten sich von einer Kompensation ungerührt und 92 Befragte (9 Prozent) meinten, dass eine Zahlung ihre Bereitschaft vermindern würde.
Am größten war die Bereitschaft, für Geld eine Niere zu spenden, bei jüngeren Menschen (78 Prozent in der Altersgruppe 18 bis 29 Jahre) sowie bei Menschen mit einem geringen Einkommen (68 Prozent bei einem Jahreseinkommen von weniger als 50.000 US-Dollar). Aber auch US-Amerikaner mit einem Jahreseinkommen von mehr als 100.000 US-Dollar waren zu 56 Prozent nicht abgeneigt, eine ihrer beiden Nieren für 50.000 US-Dollar abzugeben.
Angesichts der Tatsache, dass derzeit (in den USA) auf 1.000 Nierentransplantierte 382 kommen, die auf der Warteliste sterben, sollte die Fachwelt nach Ansicht von Peters eine finanzielle Kompensation nicht mehr grundsätzlich ablehnen. Der Chirurg regt an, die Auswirkungen zunächst in Pilotstudien zu untersuchen. Ob der Vorschlag auf Zustimmung stoßen wird, erscheint fraglich. Mehrere US-Fachgesellschaften haben im letzten Jahr die Lebendspende gegen Bezahlung grundsätzlich abgelehnt. Das Papier hat aber einen „Arc of Change“ vorgeschlagen, der zum vorsichtigen Testen von finanziellen Anreizen führen könnte. © rme/aerzteblatt.de

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