Politik
„Große Lücke zwischen Potenzial und Praxis der Präzisionsmedizin in der Onkologie“
Montag, 4. April 2016
Köln – Der Bedarf, die Versorgung Krebskranker zu verbessern, ist hoch. Im Jahr 2012 starben in Deutschland 46 Prozent der Tumorkranken an ihrem Malignom. Wegen des demografischen Wandels mit einem zunehmenden Anteil älterer Menschen wird auch in den kommenden Jahren ein Trend nach oben erwartet für die Neuerkrankungen. Aktuellen Prognosen des Robert Koch-Instituts in Berlin zufolge wird es 2016 fast 500.000 Krebsneudiagnosen geben.
Der größte künftige Fortschritt in der Onkologie wird von der Präzisionsmedizin erwartet, zusammen mit den Immuntherapien. Molekularbiologische Marker sollen dazu beitragen, die Früherkennung und Charakterisierung von Malignomen, die Therapie und Verlaufskontrolle wesentlich zu verbessern. Aber neue Testverfahren und Behandlungsformen wie zielgerichtete Therapien erhöhen die Komplexität der Versorgung. Circa fünf Prozent der Krebspatienten in Deutschland profitieren derzeit von der Präzisionsmedizin, es könnten aber mindestens doppelt so viele sein, hieß es bei einem Symposium des Deutschen Ärzteverlags während des 32. Deutschen Krebskongress in Berlin.
Dazu müssten Netzwerke zwischen spezialisierten Zentren und Ärzten, die die Patienten vor Ort versorgen, stärker ausgebaut und Strukturen in der Forschung verändert werden, aber auch die Nutzenbewertung von zielgerichteten Substanzen nach ihrer Zulassung. „Vor allem brauchen wir mehr 'sprechende Medizin', die adäquat vergütet wird“, sagte der Hämatologe und Onkologe Michael Hallek vom Universitätsklinikum Köln, einer von fünf Experten des Symposiums.
Welche Strukturveränderungen in Deutschland für eine gute Versorgung Krebskranker notwendig sind, wie sich die Information und die Sicherheit der Patienten verbessern lässt, auch vor dem Hintergrund, dass immer mehr kommerzielle Anbieter Tests auf Krebsrisikogene auf den Markt bringen, das waren Fragen beim Symposium „Onkologie – ein Fach im Umbruch“. © nsi/aerzteblatt.de

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