Ärzteschaft
Bei Schielverdacht Babys schon im ersten Lebensjahr augenärztlich untersuchen
Montag, 4. April 2016
Berlin – Alle Babys, bei denen der Verdacht auf Schielen besteht, oder in deren Familien Schielen vorkommt, sollten schon mit sechs bis zwölf Monaten beim Augenarzt vorgestellt werden. Darauf hat die Stiftung Kindergesundheit hingewiesen. „Wird die Störung rechtzeitig angegangen, stehen die Chancen überaus günstig: In mehr als 90 Prozent der Fälle wird die Schwachsichtigkeit vermieden und das Schielen geheilt“, heißt es in einer Stellungnahme der Stiftung.
Die Behandlung mit einem sogenannten Schielpflaster „ist völlig schmerzlos und belastet das Baby in einem wesentlich geringeren Maße, als es manchen Eltern erscheinen mag“, erläutert Berthold Koletzko, Vorsitzender der Stiftung Kindergesundheit. Das Ziel sei, ein so genanntes alternierendes Schielen zu erreichen, also abwechselnd beide Augen zum Sehen zu zwingen. Dazu werde das gesunde Auge entweder mit Hilfe von Atropintropfen in seiner Sehkraft zeitweilig geschwächt oder stundenweise mit einem Pflaster abgedeckt und damit ausgeschaltet. Ergänzt werde diese so genannte Okklusionsbehandlung durch eine Brille, um den mit dem Schielen meist gekoppelten Sehfehler – in der Regel eine Weitsichtigkeit – auszugleichen.
In vielen Fällen reichen diese Maßnahmen laut der Stiftung aus, um das Schielen vollständig zu beseitigen und ein stereoskopisches Sehen zu erreichen. Bei größerem Schielwinkel sei jedoch immer eine Operation notwendig.
Früher wurde der Anteil schielender Kinder auf vier bis fünf Prozent geschätzt. Studien zufolge leiden in Mitteleuropa aber zwischen 5,3 und 7,4 Prozent aller Kinder an einem behandlungsbedürftigen Strabismus. © hil/aerzteblatt.de

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