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Medizin

Neue Stammzelltherapie soll Prognose bei schwerer Herzinsuffizienz verbessern

Mittwoch, 6. April 2016

dpa

Salt Lake City - Eine neue Zelltherapie, die Knochenmarkzellen im Labor für spätere transendokardiale Injektionen über einen Herzkatheter aufbereitet, hat in einer Phase 2-Studie die Prognose von Patienten mit einer schweren Herzinsuffizienz nach Herzinfarkt verbessert. Die Ergebnisse wurden jetzt auf der Jahrestagung des American College of Cardiology in Chicago vorgestellt und im Lancet (2016; doi; 10.1016/ S0140-6736(16)30137-4) publiziert.

Um die Stammzelltherapie von ischämischen Herzerkrankungen ist es in den letzten Jahren stiller geworden. Nachdem Ende der 90er Jahre entdeckt wurde, dass Knochenmarkzellen im Prinzip in der Lage sind, die Regeneration des nach einem Herzinfarkt abgestorbenen Myokards zu unterstützen, wurden nach 2000 zahlreiche Studien begonnen. Doch die Infusion der unveränderten Zellen in die Koronarien war kaum geeignet, die Pumpfunktion des linken Ventrikels zu verbessern, geschweige denn eine klinische Verschlechterung oder den Tod hinauszuzögern. Inzwischen sind die Forscher dazu übergegangen, die Knochenmarkzellen im Labor aufzubereiten und später über spezielle Katheter in den Herzmuskel zu injizieren.

Die Firma Vericel aus Cambridge/Massachusetts hat ein Verfahren entwickelt, dass aus etwa 50 ml Knochenmarkgewebe innerhalb von 14 Tagen ein Präparat herstellt, in dem die Zahl der Monozyten um den Faktor 200 und die Zahl der mesenchymalen Stamm­zellen um den Faktor 50 vermehrt sind. Erstere sollen als Makrophagen bei den Aufräumarbeiten helfen, während letztere sich zu neuen Muskelzellen differenzieren sollen. Das (noch nicht zugelassene) Präparat, das der Hersteller Ixmyelocel-T nennt, wird dann mit einem Spezialkatheter, der von der Leistenarterie in die Koronarien vorgeschoben wird, transendokardial in den Herzmuskel injiziert.

Nachdem zwei frühere offene Studien gezeigt haben, dass das Verfahren sicher ist, wurden in der ixCELL-DCM-Studie 140 Patienten mit ischämischer Kardiomyopathie und einem Abfall der linksventrikulären Ejektionsfraktion auf 35 Prozent oder weniger auf eine Behandlung mit Ixmyelocel-T oder Placebo randomisiert. Jeder Patient erhielt während der Herzkatheterbehandlung zwischen 12 und 17 Injektionen à 0,4 ml in verschiedene Abschnitte des Herzmuskels. Der primäre Endpunkt war eine Kombination aus Tod oder einer Hospitalisierung wegen kardiovaskulärer Erkrankungen oder einer sich verschlechternden Herzinsuffizienz.

Die von Amit Patel, Universität von Utah in Salt Lake City, und Timothy Henry, Cedars-Sinai Heart Institute, Los Angeles, vorgestellten Ergebnisse zeigen, dass im ersten Jahr nach der Stammzelltherapie mit Ixmyelocel-T 22 von 58 Patienten (37,9 Prozent) den primären Endpunkt erreichten. Im Placebo-Arm, in dem eine zellfreie Lösung in den Herzmuskel injiziert wurde, trat der primäre Endpunkt bei 25 von 51 Patienten (49,0 Prozent) ein. Dies entspricht einer Risk Ratio von 0,63, die bei einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,42 bis 0,97 signifikant war. Der Unterschied war vor allem auf eine geringere Zahl von Todesfällen zurückzuführen. Im Ixmyelocel-T-Arm verstarben 2 Patienten (3 Prozent), im Placebo-Arm gab es 7 Todesfälle (14 Prozent).

Ob dieser Vorteil sich in weiteren Studien bestätigen wird, bleibt abzuwarten, da ein Vorteil für die Pumpfunktion des Herzmuskels in der Studie nicht erkennbar war. Der Anstieg der linksventrikulären Ejektionsfraktion war minimal (im Bereich von 2 Prozent) und nach 12 Monaten nicht mehr vom Placebo-Arm verschieden. Auch in wichtigen klinischen Parametern wie der 6-Minuten-Gehzeit und der Einstufung in der Klassifikation der New-York Heart Association gab es keine Unterschiede.

Auch die Sicherheit der Patienten muss bedacht werden. Bei insgesamt 31 von 58 Patienten (53 Prozent) kam es zu schweren Nebenwirkungen, die in erste Linie auf die Injektionen in den Herzmuskel zurückzuführen waren. Dass die Komplikationsrate im Placebo-Arm mit 41 von 51 Teilnehmern (75 Prozent) noch höher war, ist ein schwacher Trost, da die Alternative im Verzicht auf eine Behandlung und nicht in einer Herzkatheterisierung mit Injektion von Kochsalz oder anderen unwirksamen Substanzen besteht. © rme/aerzteblatt.de

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