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Medizin

Zikaviren: Schnelle Infektion von Hirnzellen und ausgedehnte Verkalkungen

Dienstag, 12. April 2016

Recife/Rio de Janeiro – Das Ausmaß der Hirnschäden durch intrauterine Zika-Infektionen ist offenbar größer als bisher angenommen. Erste CT-Aufnahmen von Säuglingen mit Mikrozephalie im New England Journal of Medicine (2016; doi: 10.1056/NEJMc1603617) zeigen ausgedehnte Verkalkungen in weiten Bereichen des Gehirns. Experimente in Science (2016; doi: 10.1126/science.aaf6116) belegen eine rasche Infektion und Zerstörung der Hirnzellen.

Nach dem jüngsten Situationsbericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in Brasilien mittlerweile mehr als tausend Fälle von Mikrozephalie im Zusammenhang mit Zika-Infektionen in der Schwangerschaft aufgetreten. Daneben gibt es vereinzelte Fälle aus Kap Verde, Kolumbien, Französisch-Polynesien, Martinique und Panama (sowie zwei Fälle in den USA und Slowenien nach Reisen in die Region).

Die Mikrozephalie wird bei der Geburt zumeist sofort erkannt, was sie für die weitere Hirnentwicklung der Kinder bedeutet, ist derzeit noch unklar. Die von Adriano Hazin vom Instituto de Medicina Integral Professor Fernando Figueira in Recife und Mitarbeitern jetzt vorgestellten computertomographischen Aufnahmen von 23 Säuglingen lassen jedoch auf deutliche Behinderungen schließen.

Die Befunde zeigen ausgedehnte bandförmige Verkalkungen in Frontal-, Parietal- und Temporallappen des Großhirns. Betroffen sind meistens auch die Basalganglien und das Kleinhirn, zwei für die Bewegungskoordination wichtige Hirnregionen. Neben dem Verlust der Großhirnfurchen (Hypogyration) zeigen die Bilder auch Hypodensitäten der weißen Hirnsubstanz, die auf eine defekte Myelinisierung und damit auf Störungen der Nervenleitung hinweisen.

Patricia Garcez von der Universität in Rio de Janeiro hat die Auswirkungen der Infektion an Stammzellen untersucht, die – unter den geeigneten Voraussetzungen – im Labor Neurosphären oder auch Hirn-Organoide bilden. Die Infektion mit Zika-Viren eines brasilianischen Patienten vernichteten die Neurosphären innerhalb von wenigen Tagen. Das Wachstum von Organoiden wurde um 40 Prozent vermindert.

Dengue-Viren, die wie das Zikaairus zur Gattung der Flaviviren gehören, hatten dagegen keine vergleichbaren Auswirkungen auf das Wachstum von Neurosphären oder Hirn-Organoiden. Garcez schließt daraus, dass die Neuropathogenität der Zika-Viren keine allgemeine Eigenschaft von Flaviviren ist. Dies erklärt, warum die Mikrozephalie in den letzten Jahren in Brasilien und anderen lateinamerikanischen Staaten nicht gehäuft auftrat, obwohl Dengue-Infektionen dort seit längerem verbreitet sind. © rme/aerzteblatt.de

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