Medizin
Viele Flüchtlinge und frühere Migranten haben Hepatitis B
Dienstag, 19. April 2016
Hannover – Die meisten Flüchtlinge, die im letzten Jahr nach Deutschland gekommen sind, sind nicht gegen Hepatitis B geimpft. Die Prävalenz aktiver Erkrankungen war allerdings nicht höher als bei anderen Migranten, die schon länger in Deutschland leben. Dies geht aus einer Untersuchung hervor, die dieser Tage auf dem International Liver Congress 2016 in Barcelona vorgestellt wurden.
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben 2 Milliarden Menschen eine HBV-Infektion durchgemacht, von denen 240 Millionen (3 Prozent der Weltbevölkerung) chronisch mit HBV infiziert sind. Es ist deshalb nicht überraschend, dass auch viele der 273 Flüchtlinge, die ein Team um Dr. Philipp Solbach von der Medizinischen Hochschule Hannover im letzten August untersucht hat, positiv auf Hepatitis B waren.
zum Thema
- Pressemitteilung der European Association for the study of the Liver
- Epidemiologisches Bulletin 29/2015
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Insgesamt 14 Prozent der Flüchtlinge hatten anti-HBc-Antikörper im Blut. Sie zeigen an, dass die Betroffenen in der Vergangenheit Kontakt mit dem Erreger hatten. Bei den meisten blieb es vermutlich bei einer kurzzeitigen Infektion. Bei 2,3 Prozent der Flüchtlinge wurden jedoch HBsAg gefunden, was auf eine aktive Infektion (aber nicht notwendigerweise auf eine symptomatische Erkrankung) hinweist. Die Prävalenz von HBsAg war bei Männern mit 2,5 Prozent höher als bei Frauen und sie stieg mit dem Alter auf 3,1 Prozent an. Männer waren auch häufiger anti-HBc-positiv als Frauen (14,5 versus 13,5 Prozent). Die höchsten Werte wurden unter den über 50-Jährigen mit 38 Prozent gefunden.
Die Prävalenz ist höher als in der Allgemeinbevölkerung. Deutschland gehört mit einer HBsAg-Prävalenz von weniger als 1 Prozent zu den Niedrig-Prävalenzregionen. Bei Migranten, die teilweise schon länger in Deutschland leben, beträgt die HBsAG-Prävalenz jedoch bis zu 3,6 Prozent. Die ECDC schätzt, dass in den drei größten Migrantengruppen in Deutschland insgesamt 105.068 Menschen HBsAg-positiv sind, die meisten ohne davon zu wissen. Im Jahr 2014 wurden dem Robert Koch-Institut insgesamt 2.374 Hepatitis-B-Fälle übermittelt. © rme/aerzteblatt.de

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