Ausland
Hilfswerk warnt vor vernachlässigter Aids-Behandlung in Afrika
Mittwoch, 20. April 2016
Berlin – Ärzte ohne Grenzen beklagt eine starke Unterversorgung von HIV-Patienten und Aids-Kranken in West- und Zentralafrika. Drei Viertel der Menschen mit HIV hätten in diesen Ländern keinen Zugang zu lebensnotwendigen antiretroviralen Medikamenten, bei HIV-kranken Kindern seien dies sogar 90 Prozent, heißt es in einem Bericht „Out of Focus“, der heute von der Organisation weltweit veröffentlicht wurde. Dabei käme nahezu die Hälfte aller Kinder, die mit HIV geboren werden, in West- und Zentralafrika zur Welt.
„HIV und Aids sind in West- und Zentralafrika noch lange nicht unter Kontrolle“, sagte Eric Goemaere, Experte für HIV und Tuberkulose bei Ärzte ohne Grenzen. Das Ziel der Vereinten Nationen, Aids bis 2030 zu beenden, könne nur erreicht werden, wenn HIV-Patienten in Ländern wie Guinea, der Zentralafrikanischen Republik oder der Demokratischen Republik Kongo besseren Zugang zu Tests und der lebensnotwendigen Behandlung erhielten. Die internationalen Mittel für HIV- oder Aids-Behandlungen sind nach Einschätzung des Hilfswerks in den vergangenen Jahren vor allem in Subsahara-Afrika und stark bevölkerten afrikanischen Ländern zum Einsatz gekommen.
Dort gebe es oftmals „Hotspots“, Orte, an denen es eine hohe Zahl an Neuinfektionen und viele Infizierte gebe. Die Erfolgsquoten seien infolge der Bekämpfungsprogramme relativ gut. In West- und Zentralafrikas sei jedoch die Zahl der Infektionen nicht so konzentriert und vor allem sei die Bevölkerungsdichte geringer. Nach Angaben des Berichts machen die 25 Länder West- und Zentralafrikas nur sechs Prozent der Weltbevölkerung, aber knapp 18 Prozent aller HIV-Fälle aus.
Fast 30 Prozent der weltweiten Aids-Todesfälle entfallen auf West- und Zentralafrika
Zudem ist die Zahl der Todesfälle durch eine solche Infektion in der Region hoch. 2014 starben in West- und Zentralafrika rund 330.000 Menschen an Aids, das entsprach 27 Prozent aller Aids-Sterbefälle weltweit. Darüber hinaus bleibe infolge einer schlechten Behandlung mit antiretroviralen Medikamenten die Ansteckungsgefahr hoch und könne kaum kontrolliert werden, beklagt der Bericht. Daraus ergebe sich die hohe Zahl der mit HIV-Infizierten Neugeborenen sowie eine ebenfalls hohe Zahl an Neuinfektionen bei Erwachsenen.
Testverfahren unzureichend
Wie es in dem Report weiter heißt, sind auch die Testverfahren in den Ländern schlecht. Sogar Patienten mit einer langen medizinischen Vorgeschichte und offensichtlichen Krankheitssymptomen würden oft nicht auf HIV getestet. Ein Grund dafür seien die schlechten Gesundheitssysteme in den Ländern. Es fehle an den notwendigen Medikamenten und medizinischen Geräten, zudem seien viele Behandlungen für die Bevölkerung zu teuer. Ärzte ohne Grenzen appelliert an die EU- und UN-Organisationen sowie den Globalen Fonds, die Behandlungs- und Präventionsprogramme in West- und Zentralafrika zu verstärken. „Wenn nicht sofort und entschlossen gehandelt wird, um allen Menschen mit HIV in diesen Ländern Zugang zu antiretroviralen Medikamenten zu ermöglichen, werden wir HIV und Aids auch weltweit nicht in den Griff kriegen“, mahnte Goemaere. © kna/aerzteblatt.de

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