Medizin
Kopf-Hals-Tumore: Nivolumab verlängert Überleben nach Platinresistenz
Donnerstag, 21. April 2016
Columbus – Das Immuntherapeutikum Nivolumab, das durch Blockade des PD-1-Rezeptors einen Angriff von T-Zellen auf den Tumor anregt, hat in einer Phase 3-Studie das Überleben von Patienten mit fortgeschrittenem Kopf-Hals-Tumoren verlängert, bei denen zuvor unter einer platin-basierten Chemotherapie erneut zum Tumorwachstum gekommen war.
Nivolumab wurde im letzten Jahr in Deutschland zur Behandlung von Melanom und nicht-kleinzelligem Lungenkarzinom im fortgeschrittenen Stadium zugelassen. Der „Checkpoint-Inhibitor“ hat jedoch ein breiteres Wirkungsspektrum, zu dem auch Kopf-Hals-Tumore gehören. Dies belegen die jetzt auf dem Jahreskongress der American Association for Cancer Research in New Orleans vorgestellten Ergebnisse der CheckMate 141-Studie.
An der Studie hatten 361 Patienten mit rezidiviertem oder metastasiertem Kopf-Hals-Tumor teilgenommen, bei denen es innerhalb von sechs Monaten unter einer Platin-basierten Therapie zu einer erneuten Tumorprogression gekommen war. Die Patienten wurden im Verhältnis zwei zu eins auf eine Therapie mit Nivolumab (3 mg/kg intravenös über 60 Minuten alle zwei Wochen) oder auf eine Chemotherapie randomisiert. Zur Auswahl standen: Methotrexat (40 mg/m2 intravenös wöchentlich), Docetaxel (30 mg/m2 intravenös wöchentlich) oder Cetuximab (400 mg/m2 intravenös einmal, dann 250 mg/m2 wöchentlich).
Die Studie wurde, wie Maura Gillison vom Werner Medical Center in Columbus/Ohio berichtet, im Januar 2016 nach einer Zwischenauswertung vorzeitig abgebrochen. Anlass war eine signifikante Reduktion des Sterberisikos um 30 Prozent, die noch bei einem 97,73-Prozent-Konfidenzintervall signifikant war. Nivolumab verlängert die durchschnittliche Überlebenszeit von 5,1 auf 7,5 Monate. Die Ein-Jahres-Überlebensrate verbesserte sich von 16,6 auf 36 Prozent.
Ein Teil der Kopf-Hals-Tumore wird durch humane Papillomaviren (HPV) ausgelöst. Nivolumab verlängerte die Überlebenszeit hier von 4,4 auf 9,1 Monate. Bei Patienten mit HPV-negativen Tumoren stieg die Überlebenszeit von 5,8 auf 7,5 Monate.
Die Verträglichkeit von Nivolumab war besser als unter den Chemotherapien. Insgesamt kam es bei 59 versus 77,5 Prozent zu Nebenwirkungen und bei 13 versus 35 Prozent zu schweren Komplikationen. Im Nivolumab-Arm starben zwei Patienten an den Folgen der Therapie, in den Chemotherapie-Armen gab es einen therapiebedingten Todesfall.
Die Ergebnisse der Studie, die noch nicht publiziert sind, dürften zu einer erneuten Erweiterung der Zulassung führen. In den USA ist das Mittel auch zur Behandlung des fortgeschrittenen Nierenzellkarzinoms zugelassen. © rme/aerzteblatt.de

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