Medizin
Kanada: Häufige Fehlbildungen durch Aknemedikament
Dienstag, 26. April 2016
Toronto – Die teratogenen Risiken des Retinoids Isotretinoin, das zur Behandlung einer sehr schweren Akne verordnet wird, ist den Anwenderinnen offenbar nicht ausreichend bewusst. In Kanada führen nach einer Studie im Canadian Medical Association Journal (2016; doi: 10.1503 /cmaj.151243) viele Frauen nicht die geforderte doppelte Kontrazeption durch, was jedes Jahr die Geburt von ein oder zwei Kindern mit angeborenen Fehlbildungen zur Folge hat.
Das Retinoid Isotretinoin gehört zu den starken Teratogenen. Die Risiken sind bekannt und das Präparat darf deshalb nur an Frauen abgegeben werden, die eine sichere Empfängnisverhütung betreiben. Dies sind in der Regel orale Kontrazeptiva, besser ist jedoch die Kombination mit einer weiteren Barrieremethode wie Kondomen.
Dies fällt vielen jüngeren Frauen nicht leicht, und Kanada ist sicherlich nicht das einzige Land, in dem die Patientinnen die Regeln nicht immer einhalten. Eine frühere Übersicht im British Journal of Dermatology (2011; 164: 238–244) hat beispielsweise ergeben, dass in Europa auf 1.000 Frauen, denen Isotretinoin verordnet wird, 0,2 bis 1,0 Schwangerschaften kommen.
Kanada gehört zu den Ländern, in denen Epidemiologen nicht nur die gleichzeitige Verordnung von Isotretinoin und oralen Kontrazeptiva erfassen können. David Henry vom Canadian Network for Observational Drug Effect Studies (CNODES) in Toronto konnte auch ermitteln, wie häufig es in diesen Schwangerschaften zu Fehlbildungen der Kinder kommt.
Zunächst einmal wurden während der Isotretinoin-Behandlung nur zwischen 24,3 und 32,9 Prozent der Frauen orale Kontrazeptiva verschrieben und damit nicht häufiger als in den 12 Monaten vor dem ersten Isotretinoin-Rezept, wo zwischen 28,3 und 35,9 Prozent der Frauen die Pille einnahmen. In den vier Staaten British Columbia, Saskatchewan, Manitoba und Ontario, in denen die Henry die Untersuchung durchführte, kam es unter 59.271 Frauen zu 1.473 Schwangerschaften.
In den meisten Fällen endete sich mit einem Schwangerschaftsabbruch oder einer Totgeburt. Nur 118 Schwangerschaften (8 Prozent) führten zu einer Lebendgeburt. Darunter waren 11 Kinder (9 Prozent), die mit Fehlbildungen geboren wurden. Henry gibt keine Einzelheiten an, Isotretinoin kann jedoch schwere Fehlbildungen im Hirn- und Gesichtsschädel, Herzfehler und Fehlbildungen des zentralen Nervensystems auslösen. © rme/aerzteblatt.de

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