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Medizin

C. difficile: Screening senkt Erkrankungsrate in Klinik

Montag, 25. April 2016

Elektronenmikroskopisches Bild von Clostridium-difficile /CDC

Montreal – Das Screening aller Neuaufnahmen hat in einer kanadischen Klinik mehr als die Hälfte aller Infektionen mit dem Problemkeim C. difficile verhindert. Die Maßnahme könnte sich laut der Studie in JAMA Internal Medicine (2016; doi: 10.1001/jamainternmed.2016.0177) für Kliniken mit vielen Infektionen rechnen.

Am Québec Heart and Lung Institute, einer Klinik der tertiären Krankenversorgung mit 364 Betten in Québec City, hatten sich in den letzen Jahren die C. difficile-Erkrankungen gehäuft. Die Klinikleitung beschloss deshalb, bei allen Patienten, die über die Notfallambulanz aufgenommen werden, rektale Abstriche zu entnehmen und mittels Polymerase-Kettenreaktion nach dem Gen tcdB zu suchen. Das Gen kodiert eines der beiden Toxine von C. difficile, das in Nordamerika der häufigste Erreger von im Krankenhaus erworbenen Infektionen ist. In den USA soll der Erreger jährlich für 29.000 Todesfälle verantwortlich sein und Kosten in Höhe von 4,8 Milliarden US-Dollar verursachen.

Von den 7.599 Patienten, die in einem Zeitraum von fast 16 Monaten untersucht wurden, waren 368 (4,8 Prozent) mit C. difficile besiedelt. Sie wurden von den anderen Patienten isoliert. Die Maßnahme hat die Häufigkeit von C. difficile von 6,9 pro 10.000 Patiententage vor der Implementierung des Screenings auf 3,0 pro 10.000 Patiententage im Zeitraum danach gesenkt. Nach den Berechnungen von Yves Longtin von der McGill Universität in Montreal wurden 63 von 101 zu erwartenden Erkrankungen vermieden. Für jede vermiedene Infektion mussten 121 Patienten gescreent und sechs asymptomatische Träger isoliert werden. 

Die Gesamtkosten des Screenings betrugen laut Longtin 130.000 US-Dollar. Da jede Behandlung einer C. difficile-Infektion zwischen 3.427 und 9.960 US-Dollar kostet, könnte die Klinik durch 63 vermiedene Erkrankungen zwischen 216.000 und 627.000 US-Dollar eingespart haben. Longtin hält das Screening deshalb für kosteneffektiv.

Interessanterweise kam es nach Einführung des Screenings nicht zu einem sprunghaften Rückgang der Infektionen. Die Inzidenz nahm langsam aber stetig um 7 Prozent pro Monat ab. Dies könnte bedeuten, dass die Einsparungen langfristig noch größer sind. Es bedeutet aber auch, dass nicht allein die Patienten für die Übertragungen verantwortlich waren. Möglicherweise hatten sich die Bakterien anderswo in der Klinik festgesetzt. © rme/aerzteblatt.de

Kommentare

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Avatar #697854
Dr.Bayerl
am Mittwoch, 27. April 2016, 12:06

Danke Ärzteblatt für den Hinweis auf den bei uns "vergessenen" Krankheitskeim,

denn er ist im Gegensatz zu den vielen externen "Multiresistenten" wirklich ein "Krankenhausproblem" (nosokomial). Wobei Händewaschen nach dem Kloo und vor dem Essen natürlich für jedermann gilt und WICHTIG, nicht durch etwas Alkohol-Desinfektion ersetzt werden kann, was uns die Hygieniker weis machen wollen. Begünstigt wird dieser Keim nicht nur durch bekannte Antibiotika (nicht alle), sondern auch durch den massiven fast reflektorischen Einsatz von PPI´s (Blockbaster).
Ich sehe hier für Deutschland eher schwarz, weil ein Stuhl-Abstrich als Screening bei uns als schwerwiegende Persönlichkeitsverletzung gilt und ja auch vom dollen IfSG für Küchenpersonal abgeschafft wurde. Entsprechend gibt es ja auch sogar Weigerungen vom Pflegepersonal auch bei "Ausbrüchen".
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