NewsMedizinMigration beeinflusst Krebsrate von Kindern
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Medizin

Migration beeinflusst Krebsrate von Kindern

Dienstag, 26. April 2016

Los Angeles – Kinder von Migranten aus Lateinamerika erkranken häufiger als Einheimische an Hodgkin-Lymphomen, die Rate von Hirntumoren war in einer Studie in JAMA Pediatrics (2016; doi:10.1001/jamapediatrics.2016.0097) jedoch geringer, selbst wenn ihre Mütter bereits in ihrer neuen Heimat geboren wurden.

Migranten sind in ihrem Zielland anderen Umweltfaktoren ausgesetzt und viele nehmen den Lebensstil ihrer neuen Heimat an. Die Auswirkungen sind für Epidemiologen ein faszinierendes Thema, da sie Rückschlüsse auf Krankheitsursachen zulassen – oder ihre Vermeidung. Denn nicht immer leben Migranten ungesünder als die einheimische Bevölkerung.

US-Epidemiologen haben vor einiger Zeit beobachtet, dass Frauen, die aus Latein­amerika in die USA eingewandert sind, häufiger eine unkomplizierte Schwangerschaft haben als weiße US-Amerikanerinnen oder auch als „Hispanics“, die bereits in den USA geboren wurden. Die Epidemiologen sprechen von einen „Hispanic Paradox“, weil die Ausgangssituation für schwangere Einwanderinnen eigentlich schlecht sind. Sie sind arm, oft ohne Ausbildung und nehmen nicht oder erst spät an der Schwangerschafts­vorsorge teil.

Dies sind Faktoren, die bei weißen US-Amerikanerinnen mit einem ungünstigen Ausgang der Schwangerschaft verbunden sind. Eine mögliche Erklärung für das „Hispanic Paradox“ ist ein anhaltender positiver Einfluss der Kultur ihrer Heimatländer auf die Schwangerschaft. In Lateinamerika ist die Einstellung zur Schwangerschaft insgesamt positiver, die Frauen erfahren mehr Unterstützung von Familie und Gemeinschaft, die Kinder werden häufiger gestillt und Rauchen und Alkohol sind bei Schwangeren verpönt.

Da die intrauterinen Bedingungen vermutlich auch einen Einfluss auf die Entwicklung von Krebserkrankungen in der Kindheit haben, hat Julia Heck von der Universität von Kalifornien in Los Angeles die Daten des kalifornisches Krebsregister ausgewertet.

Zunächst stellte die Epidemiologin fest, dass die Kinder von lateinamerikanischen Müttern mehr als doppelt so häufig als Einheimische an einem Hodgkin-Lymphom erkranken. Heck vermutet, dass Infektionen mit dem Epstein Barr-Virus (EBV) hier eine Rolle spielen. Das Virus ist ein möglicher Auslöser und andere Untersuchungen haben gezeigt, dass EBV-positive Hodgkin-Lymphome bei Kindern von Migranten häufiger sind (Die schlechten sozialen Verhältnisse könnten hier eine Rolle spielen).

Die meisten anderen Krebserkrankungen treten jedoch bei den Kindern von Migranten seltener auf. Gliome, Astrozytome und Neuroblastome treten weniger als halb so häufig bei Kindern auf, deren Mütter noch im Ausland geboren wurden. Beim Wilma-Tumor ist die Rate um 30 Prozent niedriger. Wenn die Mütter bereits in Kalifornien geboren wurden, traten diese Tumore ebenfalls seltener auf als bei den Kindern von weißen Amerikanerinnen. Die Unterschiede waren jedoch bereits geringer. Heck führt dies auf eine Assimilation der Frauen an die amerikanische Kultur zurück, die sich offenbar negativ auf die intrauterine Situation der Kinder auswirken kann.

Zu diesen negativen Faktoren zählt Heck vermehrten Stress während der Schwangerschaft, eine ungesündere Ernährung, Übergewicht und eine exzessive Gewichtszunahme in der Schwangerschaft. Alle diese Faktoren sind damit mögliche kausale Faktoren für pädiatrische Krebserkrankungen, auch wenn die Untersuchung keine abschließenden Beweise liefert.

Ein Einfluss der Migration auf das Krebsrisiko im Kindesalter ist in früheren Studien auch in Europa aufgefallen. Britische Epidemiologen berichteten, dass die Kinder von asiatischen Einwanderern häufiger an Leukämie und Lymphomen erkranken (British Journal of Cancer 2001; 84: 1215-1218). In Schweden erkranken Kinder von jugoslawischen Vätern und türkischen Eltern häufiger an Lymphomen (British Journal of Cancer 2002; 86: 1414-1418). © rme/aerzteblatt.de

Kommentare

Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.
LNS
LNS

Fachgebiet

Stellenangebote

    Weitere...

    Aktuelle Kommentare

    Archiv

    NEWSLETTER