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Medizin

ASS könnte Gallengangkarzinomen vorbeugen

Mittwoch, 27. April 2016

Rochester – Die regelmäßige Einnahme von Acetylsalicylsäure (ASS) war in der bislang größten Fall-Kontroll-Studie zu dieser Frage in Hepatology (2016; doi: 10.1002/hep.28529) mit einem deutlich verminderten Risiko verbunden, an einem Gallengangkarzinom zu erkranken.

Gallengangkarzinome sind relativ selten. In Deutschland erkrankten jährlich etwas mehr als 3.000 Menschen an einem intrahepatischen, perihilären oder distalen Cholangio­karzinom. Der wichtigste Risikofaktor ist die primär sklerosierende Cholangitis (PSC), deren Bedeutung ein Team um Lewis Roberts von der Mayo Clinic in einer Studie eindrücklich bestätigen konnte.

Die Forscher stellten alle 2.395 Patienten, bei denen zwischen 2000 und 2014 an der renommierten Klinik in Rochester/Minnesota Gallengangkarzinome diagnostiziert wurden, der doppelten Zahl von Kontrollen gegenüber. Eine PSC war mit einem um den Faktor 453 erhöhten Risiko auf ein perihiläres Cholangiokarzinom assoziiert. Die adjustierten Odds Ratios für intrahepatische und distale Cholangiokarzinome waren mit 93,4 und 34,0 ebenfalls deutlich erhöht. Ein weiterer bekannter Risikofaktor ist ein Diabetes mellitus, für den Robert adjustierte Odds Ratios von 4,2 für die distale, von 2,9 für die perihiläre und von 2,5 für die intrahepatische Lokalisation ermittelte.

Roberts fiel aber auch auf, dass die Krebspatienten in der Zeit vor der Diagnose deutlich seltener regelmäßig ASS eingenommen hatten als in der Kontrollgruppe (24,7 versus 44,6 Prozent). Die ermittelten Odd Ratios betrugen 0,35 für das intrahepatische, 0,34 für das perihiläre und 0,29 für das distale Cholangiokarzinom. Anders formuliert bedeutet dies, dass ASS-Anwender 2,6 bis 3,6-fach seltener an diesem Tumor erkrankten, der in der Regel erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird und der nur selten kurativ behandelt werden kann.

Roberts hält eine protektive Wirkung für plausibel. Eine chronische Entzündung (siehe PSC) sei ein etablierter Risikofaktor für Cholangiokarzinome und ASS sei für seine antientzündliche Wirkung bekannt. Außerdem gelte es als erwiesen, dass ASS eine präventive Wirkung gegen Darmkrebs hat. Dort beruht die Evidenz jedoch auf der (sekundären) Auswertung von (freilich mit anderer Zielsetzung durchgeführten) randomisierten klinischen Studien. Eine Empfehlung zur Chemoprävention von Gallengangkarzinomen (die auch bei Darmkrebs zurückhaltend erfolgt) dürfte aufgrund einer einzelnen Fall-Kontrollstudie nicht erfolgen. © rme/aerzteblatt.de

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