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Medizin

Britischer Ärzteverband für E-Zigaretten zur Raucherentwöhnung

Donnerstag, 28. April 2016

dpa

London – Das Royal College of Physicians, ein Verband britischer Ärzte, spricht sich in einem Report für den Einsatz von E-Zigaretten zur Unterstützung des Rauchstopps aus. Die Begründung liefert der Leiter der Tobacco Advisory Group im British Medical Journal (BMJ 2016; 353: i1745).

Trotz der zeitweilig großzügigen Angebote zur Raucherentwöhnung gibt es in Großbritannien noch 8,7 Millionen Raucher, obwohl die Risiken des Tabakrauchens allgemein bekannt sind. Die Hälfte aller Raucher sterben vorzeitig, schreibt der Epidemiologe John Britton, der an der Universität Nottingham das „Centre for Tobacco and Alcohol Studies“ leitet. Nach dem 35. Lebensjahr ist jedes Jahr Rauchen mit dem Verlust von drei Lebensmonaten verbunden. Im Durchschnitt verkürze das Rauchen die Lebenserwartung um zehn Jahre.

Die Schädlichkeit des Rauchens ist Britton zufolge ausschließlich auf den Teergehalt zurückzuführen, während Nikotin für die Sucht verantwortlich sei. Die Nikotinsucht können Erwachsene in Großbritannien (und anderswo) seit einigen Jahren auch mit E-Zigaretten bedienen. Für Britton sind die kleinen Inhalatoren nur eine andere Variante der Nikotinersatztherapie, die ärztlicherseits in Form von Pflastern, Kaugummis oder Lutschtabletten verordnet werden (oder in der Apotheke frei erhältlich sind), um den Rauchstopp zu unterstützen.

Die meisten Raucher würden jedoch E-Zigaretten zum Rauchstopp bevorzugen, meint Britton. Das Aufkommen von E-Zigaretten habe die Auswahl von Nikotinprodukten „revolutioniert“, schreibt der Epidemiologe. Derzeit gebe es bereits 2,6 Millionen Briten, die regelmäßig E-Zigaretten benutzen. Fast alle hätten vorher Tabak geraucht und ein Drittel verzichte dank der E-Zigaretten auf die Tabakzigaretten. Britton streitet nicht ab, dass E-Zigaretten im Prinzip schädlich sind  – neben der Unterhaltung der Nikotinsucht gibt es auch Bedenken wegen der Zusatzstoffe und Aromen. Die Risiken sind nach Einschätzungen von Britton weitaus geringer als das Tabakrauchen. Die Schädlichkeit dürfte bei weniger als 5 Prozent der Schädlichkeit des Tabakrauchens liegen, meint er.

Der unter der Federführung von Britton verfasste Report sieht keinen Grund für die Annahme, dass E-Zigaretten das Rauchen in der Öffentlichkeit „re-normalisieren“ und damit die Schädlichkeit verharmlosen würde. Auch die zurückgehende Nachfrage der vom National Health Service (NHS) angebotenen Angebote zur Tabakentwöhnung sei nicht auf die E-Zigaretten, sondern auf die zurückgehende öffentliche Förderung zurückzuführen, meint Britton.

Es gebe Hinweise, dass Raucher, die ohne ärztliche Unterstützung das Rauchen aufgeben wollen, dies zu 50 Prozent häufiger mit Hilfe von E-Zigaretten schaffen als ohne Hilfsmittel oder mit der Unterstützung von anderen Nikotinersatzpräparaten aus der Apotheke. Der vom NHS kostenlos angebotene Stop Smoking Service sei jedoch zwei bis dreimal effektiver als E-Zigaretten, schränkt Britton ein.

Unter dem Strich haben E-Zigaretten in der Einschätzung von Britton bisher einen günstigen Einfluss auf die Gesundheit der britischen Bevölkerung gehabt. Diese provokative Ansicht dürfte nicht ohne Widerspruch bleiben. Stanton Glantz, der in San Francisco das Center for Tobacco Control Research and Education leitet, meinte gegenüber der New York Times, der britische Ärzteverband würde den Report in spätestens fünf Jahren bereuen. England würde durch den Report zu einem gigantischen Experiment zum Nutzen der Tabakindustrie, die in den letzten Jahren begonnen habe, die Hersteller von E-Zigaretten aufzukaufen, um ihre Marktanteile zu sichern. © rme/aerzteblatt.de

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