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Medizin

Prostatakrebs: Neue Medikamentenklasse blockiert mehrere Krebsmoleküle

Mittwoch, 11. Mai 2016

London – Männer mit aggressivem Prostatakrebs, der nicht mehr auf eine konven­tionelle Behandlung anspricht, könnten laut dem Institute of Cancer Research von einer neuen Klasse von Medikamenten profitieren. Es handelt sich um Hitzeschockprotein 90 (HSP90) Inhibitoren. Sie stellen einen vielversprechenden Angriffspunkt in der molekularen Onkologie dar. An ihrer Entwicklung wird derzeit noch geforscht. Die Ergebnisse wurden in Cancer Research veröffentlicht.

Eine wichtige Rolle beim Prostatakarzinom spielen unter anderem Veränderungen des Androgenrezeptors. Denn der Tumor benötigt Androgene, um zu wachsen und sich auszubreiten. Eine Therapiemöglichkeit ist es daher, diesen Rezeptor zu blockieren. Doch den Tumorzellen gelingt es häufig, anormale Formen des Rezeptors zu schaffen, die permanent ohne eine Stimulierung durch das Hormon Androgen aktiviert werden, wie etwa die Androgen-Rezeptor Splice-Variante 7 (AR-V7).

Die Forscher um Professor Paul Workman untersuchten daher, wie sich die Hemmung von Hsp90 bei menschlichen Krebszellen auswirkt, die mit dieser Rezeptor-Variante AR-V7 ausgestattet waren. Die Krebszellen wurden im Labor gezüchtet und Mäusen injiziert. Es zeigte sich, dass die Hemmung von Hsp90 die Produktion von AR-V7 reduzierte. Dabei handelte es sich um einen neuen und nicht erwarteten Mechanismus. Auch der normale Androgenrezeptor und andere wichtige Krebsmoleküle wie AKT und GR traten in geringeren Mengen auf. Damit wurde den Krebszellen die Möglichkeit genommen, Hormonbehandlungen zu umgehen.

Laut Workman gelten Hsp90-Inhibitoren als Netzwerkmedikamente, da sie auf mehrere Signale abzielen, die bei Krebs betroffen sind. Diese Mittel beinträchtigen den Krebs stärker als jene, die nur auf ein einziges Protein abzielen. Damit könnte es in Zukunft einen Behandlungsansatz für Krebserkrankungen geben, die derzeit auf keine Therapie ansprechen.

Zahlen und Fakten zum Prostatakarzinom
Hierzulande ist das Prostatakarzinom mit 64 500 Neuerkrankungen pro Jahr die häufigste Krebserkrankung und die dritthäufigste Krebstodesursache bei Männern. Insgesamt tragen ca. 40 Prozent der männlichen Bevölkerung in den westlichen Industrieländern das Risiko, im Laufe ihres Lebens ein Prostatakarzinom zu entwickeln, aber nur etwa zehn Prozent werden symptomatisch und nur drei Prozent versterben daran. Die aktuelle Leitlinie empfiehlt Patienten mit einem lokal begrenzten Prostatakarzinom, für die eine kurativ intendierte Behandlung in Frage kommt, sich nicht nur über Behandlungsverfahren wie radikale Prostatektomie und perkutane Strahlentherapie sowie Brachytherapie, sondern auch über Aktive Überwachung (Active Surveillance) zu informieren.

© gie/aerzteblatt.de

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