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Ärzteschaft

Dunkelziffer senken: Kliniken sollen Blutzuckerwerte bei Erstaufnahme prüfen

Montag, 9. Mai 2016

Berlin – Schätzungen zufolge leiden mehrere Millionen Menschen in Deutschland an Diabetes Typ 2 ohne es zu wissen. Dabei könnte eine systematische Blutzucker­messung in Kliniken diese hohe Dunkelziffer entschieden senken und somit auch erheblich Kosten für das Gesundheitssystem einsparen. Das zeigt die prospektive Observationsstudie MEASURE, die am Freitag, den 6. Mai 2016 erstmals auf der Jahrestagung der Deutschen Diabetes Gesellschaft (DDG) in Berlin vorgestellt wurde.

Mehr als 200.000 Menschen werden mit der Primärdiagnose Diabetes mellitus stationär behandelt. Wesentlich mehr begeben sich aufgrund eines Eingriffs an der Hüfte oder etwa am Herzen in die Klinik. Diabetes mellitus ist daher laut fallpau­schalenbezogener Krankenhausstatistik bei 2,1 Millionen Betroffenen (zirka 12 Prozent) nur die Neben­diagnose. „Die tatsächliche Prävalenz liegt jedoch weit darüber“, sagt Erhard Siegel vom St. Josephkrankenhaus Heidelberg.

Im Rahmen von MEASURE wurden die Daten von mehr als 6.000 Patienten ab 55 Jahren bei Aufnahme ins Krankenhaus erhoben in einem Zeitraum von Oktober 2014 bis Mai 2015. Entgegen dem üblichen Standard haben die Ärzte bei allen neuen Patienten den HbA1c-Wert bestimmt. Die Gesamt-Prävalenz einer Diabetes-Typ-2-Erkrankung lag bei 40,5 Prozent (95% CI: 39,3%, 41.8%) – 13,3 Prozent (95% CI: 12,3%, 14.4%) Neudiagnosen inbegriffen.

„Diese hohe Rate an Neudiagnostizierten lässt nur ahnen, wie hoch die Dunkelziffer tatsächlich ist“, so Siegel. Die Daten zeigen aber vor allem, dass eine routinemäßige Blutzuckermessung bei Erstaufnahme ins Krankenhaus empfehlenswert wäre. „Nur so können tausende Menschen, die noch nichts von ihrer Diabetes-Erkrankung wissen, frühzeitig therapiert und Folgeerkrankungen vermieden werden,“ so Siegel.

An MEASURE haben vier Kliniken in Hamburg, Heidelberg, Bad Homburg und Quaken­brück teilgenommen. Eine routinemäßige Blutzuckermessung ist auch Voraussetzung, um das Zertifikat „Klinik für Diabetespatienten geeignet (DDG)“ zu erhalten. Seit Einführung 2013 wurden deutschlandweit bereits 52 Kliniken damit ausgezeichnet. Zusammen mit der Universität Bayreuth wertet die DDG aus, wie viele Neudiagnosen auf diesem Weg erfolgen und wie stark sich durch die frühe Diagnose Folgekompli­kationen vermeiden lassen. Erste Ergebnisse werden 2017 erwartet. © gie/aerzteblatt.de

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