NewsÄrzteschaftWarum weibliche Karriere in der Medizin zu selten gelingt
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Ärzteschaft

Warum weibliche Karriere in der Medizin zu selten gelingt

Sonntag, 8. Mai 2016

Frankfurt/M. – Die Zahl der Ärztinnen nimmt bundesweit weiterhin deutlich zu, doch ihr Anteil an Spitzenpositionen in Kliniken, in der Wissenschaft und in der ärztlichen Selbstverwaltung ist nach wie vor gering. Das zeigt sich auch in Hessen, wo von den Medizinern in der Altersgruppe zwischen 25 und 44 Jahren bereits mehr Frauen als Männer sind. Dagegen liegt beispielsweise der Anteil von Chefärztinnen an den hessischen Krankenhäusern gerade einmal bei 12,5 Prozent. Mit dieser Situation, ihren Ursachen und Schlussfolgerungen befasste sich Anfang Mai ein „Runder Tisch“ der Landesärztekammer Hessen in Frankfurt am Main.

Im Bezirk der Landesärztekammer Hessen lag im Oktober 2015 der Anteil von Frauen unter allen 5.823 Ärzten in Weiterbildung bereits bei 60,6 Prozent. Unter den Oberärzten lag ihr Anteil bei 29,3 Prozent (Chefärztinnen: 12,5 Prozent; Ärztliche Direktorinnen: 10,4 Prozent), wie die von der Kammer vorgelegten Zahlen zeigen.

Auch an den Medizinischen Fachbereichen hessischer Universitäten sind Frauen in Spitzenpositionen stark unterrepräsentiert. In Frankfurt am Main beträgt der Anteil von Frauen unter den Professoren 18 Prozent, in Marburg 26 Prozent, in Gießen waren es zum Stichtag sogar nur 14 Prozent, wie die Universitäten mitteilten. Dekaninnen gibt es an keinem der drei Medizinischen Fachbereiche.  

Zu große Unverbindlichkeit
Die Teilnehmerinnen des Runden Tisches, unter ihnen eine Chefärztin und eine Klinikdirektorin, sehen die Gründe für zu wenig Frauen in Spitzenpositionen in mangelnder Förderung weiblicher Karrieren durch Kliniken, aber auch in der Unschlüssigkeit vieler Frauen bei der eigenen Karriereplanung. Viele junge Ärztinnen kämen mit einer zu großen Unverbindlichkeit in die Weiterbildungskliniken und hätten keine ausreichenden Vorstellungen von ihrer späteren beruflichen Ausrichtung, berich­tete die Internistin und Chefärztin des Frankfurter Nordwest-Krankenhauses, Elke Jäger. 

Dass eigene Karrierepläne in jungen Jahren offenbar kaum geschmiedet werden beziehungsweise schon zu Studienbeginn keine Rolle spielen, zeigen auch regelmäßige Befragungen von Medizinstudierenden durch die hessische Landesärztekammer in den letzten zehn Jahren. Danach haben durchschnittlich nur 6 Prozent der Befragten angegeben, dass sie sich bereits bei der Wahl ihres Studienfaches Gedanken über eine spätere Karriere machen würden.

Auch in den hessischen ärztlichen Selbstverwaltungen und ihren Führungspositionen ist der Anteil von Frauen vergleichsweise gering. So sind nur 29 Prozent der Mitglieder der Delegiertenversammlung der Landesärztekammer weiblich, in der Vertreterver­sammlung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sogar nur 18 Prozent.

Stärkeres Engagement von Frauen in der Selbstverwaltung unerlässlich
Während sich im Präsidium der Ärztekammer immerhin zwei Frauen unter den elf Mitgliedern dieses Leitungsgremiums befinden, ist der zweiköpfige KV-Vorstand ausschließlich von Männern besetzt. Alle Teilnehmerinnen des Runden Tisches waren sich einig, dass auch ein stärkeres berufspolitisches Engagement in den Selbstver­waltungsgremien unerlässlich sei, zumal von hier aus nicht wenige Impulse für Veränderungen beruflicher Bedingungen und Förderungsmöglichkeiten für Ärztinnen ausgingen. © litt/aerzteblatt.de

Kommentare

Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.
LNS
LNS

Fachgebiet

Stellenangebote

    Weitere...

    Aktuelle Kommentare

    Archiv

    NEWSLETTER