Medizin
Schwangere Frauen in Kriegsgebieten besonders gefährdet
Montag, 9. Mai 2016
Liverpool – Die Versorgung und der Schutz von schwangeren Frauen ist in Kriegsgebieten unzureichend und eines der größten medizinischen Probleme in den Konfliktregionen. Zu diesem Schluss kommen Forscher um Andrew Weeks an der University of Liverpool. Im British Medical Journal veröffentlichten die Forscher ein Editorial, in welchem sie die Probleme in den Krisengebieten beschreiben (2016; doi: 10.1136/bmj.i2037).
In Kriegsgebieten sind zu einem großen Teil Männer in die bewaffneten Auseinandersetzungen verwickelt. Dementsprechend machen Männer auch einen erheblichen Anteil der Toten und Verletzten aus. Dass jedoch abseits der Konflikte auch Frauen von der Gewalt betroffen sind, werde oft vergessen, berichten die Forscher. Rund 140.000 Frauen kommen jährlich im Zuge der bewaffneten Konflikte ums Leben.
Ein großer Anteil dieser Frauen ist schwanger. In Syrien, Nigeria und der Demokratischen Republik Kongo werden Schwangere teilweise gezielt Opfer von kriegerischer Gewalt. Aus den Regionen gäbe es zahlreiche Berichte über Genital- und Brustverstümmelungen, das Herausschneiden des Fötus aus dem Mutterleib sowie Erschießungen von Schwangeren. Hinzu kämen Vergewaltigungen von Frauen, die Konfliktparteien teilweise gezielt als Instrument für Terror und Unterdrückung einsetzten.
Zusätzlich zu der direkten Gewalt sind viele Schwangere durch den Mangel an medizinischer Versorgung gefährdet. Immer wieder werden medizinische Einrichtungen Ziel der Kriegshandlungen. Die Hilfsorganisation Ärzte ohne Grenzen berichtet allein in Syrien von mehr als 100 Angriffen seit dem vergangenen Jahr. Die Behandlung von Schwangeren in den Regionen sei ohnehin schwierig. Fehlende Medikamente und Materialien, Stromausfälle und fehlende Behandlungsräume verhinderten eine adäquate Versorgung. Dabei ist der Bedarf hoch: Von den 18.000 Operationen, welche die Organisation in Krisengebieten durchführte, waren 21 Prozent Kaiserschnitte und in sechs Prozent der Fälle anderweitige gynäkologische Eingriffe.
Die Forscher plädieren dafür, die medizinische Versorgung von Schwangeren stärker in den Fokus zu rücken und politische Maßnahmen einzuleiten, um die Frauen besser zu schützen. © hil/aerzteblatt.de

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