Politik
KBV und Berufsverbände fordern sektorenübergreifende Versorgung für psychisch Kranke
Montag, 9. Mai 2016
Berlin - Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und mehrere Berufsverbände der niedergelassenen Neurologen, Psychiater und Psychotherapeuten kritisieren die Vorgabe, das in den neuen Eckpunkten zur Weiterentwicklung des Pauschalierten Entgeltsystems in der Psychiatrie vorgesehene „Hometreatment“ ausschließlich durch die Krankenhäuser zu organisieren. „Das widerspricht grundlegend einer dringend notwendigen sektorenübergreifenden Integration der Behandlung psychisch Kranker“, betont Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV. Gerade bei der Behandlung psychisch Erkrankter in deren häuslichem Umfeld sei eine engmaschige Betreuung durch niedergelassene Ärzte und Psychotherapeuten besonders wichtig.
Nach massiver Kritik an der geplanten Einführung des Pauschalierten Entgeltsystems in Psychiatrie und Psychosomatik (PEPP) hatte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe gemeinsam mit Gesundheitspolitikern der großen Koalition Ende Februar einen Kurswechsel verkündet. In den Eckpunkten zu diesem neuen Psych-Entgeltsystem ist unter anderem vorgesehen, eine „komplexe psychiatrische Akutbehandlung im häuslichen Umfeld für schwer psychisch Kranke mit stationärer Behandlungsbedürftigkeit in akuten Krankheitsphasen“ einzuführen. Dieses Hometreatment soll durch spezialisierte Behandlungsteams der Krankenhäuser erfolgen.
Psych-Entgeltsystem: Die Kritik an PEPP hat gefruchtet
Der Bundesgesundheitsminister hat – für viele überraschend – einen Kurswechsel beim Psych-Entgeltsystem verkündet. Die geplanten landeseinheitlichen diagnosebezogenen Tagesentgelte sind passé. Eckpunkte geben eine neue Richtung vor. [...]
Gassen fordert den Gesetzgeber auf, alle maßgeblichen Akteure der Selbstverwaltung mit der zeitnahen Entwicklung eines entsprechenden sektorenübergreifenden Versorgungskonzeptes zu beauftragen. „Bei dessen Erarbeitung bieten wir unsere Unterstützung an“, sagt er. Die Weiterentwicklung der ambulanten Versorgung allein durch Krankenhäuser lehnen die beteiligten Berufsverbände ab.
Eine koordinierte Zusammenarbeit der Sektoren sei für die medizinische Versorgung in Deutschland grundlegend, betonen die KBV und die Verbände. Die Integration des Hometreatments in die Strukturen der gesetzlichen Krankenversicherung sollte deshalb obligatorisch mit einem sektorenübergreifenden Ansatz verbunden werden.Dies sind: Berufsverband Deutscher Nervenärzte, Berufsverband Deutscher Neurologen, Berufsverband Deutscher Psychiater, Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie, Spitzenverband ZNS, Bundesverband der Vertragspsychotherapeuten, Berufsverband der Fachärzte für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie Deutschlands und die Deutsche Psychotherapeutenvereinigung.
Die KBV hat bereits Anfang 2015 gemeinsam mit Berufsverbänden ein Versorgungskonzept für psychisch kranke Erwachsene entwickelt. Im Mittelpunkt stehen dabei eine intensive Kooperation von Hausärzten, Fachärzten und Psychotherapeuten sowie ein Fallkoordinator im lokalen Verbund.
In dieses Konzept könnten „mühelos Behandlungsvarianten mit Hometreatment integriert werden“, heißt es in der Stellungnahme von KBV und Berufsverbänden. © PB/aerzteblatt.de

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