Medizin
Testosteron-Ersatz-Therapie: Kein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs
Mittwoch, 11. Mai 2016
San Diego – Männer, die unter einer behandlungsbedürftigen Testosteronmangel leiden, kann eine Hormonersatztherapie helfen. Ein erhöhtes Risiko für Prostatakrebs haben sie dadurch nicht. Das zeigt eine schwedische Erhebung, die Krankendaten von fast einer Viertel Millionen Männer im Alter von durchschnittlich 69 Jahren zwischen 2009 und 2012 aus dem National Prostate Cancer Register und dem Prescribed Drug Register in Schweden untersucht hat. Die Ergebnisse wurden am 9. Mai 2016 beim Annual meeting of the American Urological Association in San Diego vorgestellt.
Unter den 231.000 Männern waren 38.570 mit einem Prostatakarzinom. 284 davon hatten vor der Krebsdiagnose eine Testosteron-Ersatz-Therapie (TRT, tesosterone replacement therapy) durchgeführt. Diese Daten verglichen die Forscher mit den übrigen 192.838 Männern, die kein Prostatkarzinom entwickelt hatten. Von dieser Kontrollgruppe hatten 1.378 eine Testosteron-Substitution durchgeführt.
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Aus den Daten konnten die Forscher keinen signifikanten Zusammenhang zwischen
TRT und dem Risiko für Prostatkrebs feststellen (OR 1.03, 95% CI 0.90-1.17). Zwar wurde eine um 35 Prozent erhöhte Chance (OR 1.35, 95% CI 1.16-1.56) für Prostatakarzinome (low risk) bei dieser Vergleichsgruppe kurz nach Beginn der Testosteron-Ersatz-Therapie festgestellt.
Die Studien-Leiterin Stacy Loeb vom NYU Langone Medical Center führt den Anstieg aber auf die Tatsache zurück, dass diese Probanden zuvor häufiger Arzttermine wahrgenommen und Biopsien durchgeführt hatten. Das Risiko für aggressive Krebsformen ging sogar um 50 Prozent zurück (OR 0.50, 95% CI 0.37-0.67) - aber nur bei den Männer, die eine Testosteron-Substitution bereits mindestens ein Jahr durchgeführt hatten.
„Unsere Daten zeigen, dass es für die Gesundheit der Männer am besten ist, wenn das Testosteron auf einem normalen Level ist,“ so Loeb. Erst wenn eine Grenze von 350 ng/dl unterschritten ist und die ersten Symptome auftauchen, empfiehlt die Urologin ansonsten gesunden Männern eine Testosteron-Ersatz-Therapie in Betracht zu ziehen. Risiko-Faktoren, die ein Prostatakarzinom begünstigen, wie etwa ein Alter über 40, eine afrikanisch/amerikanische Abstammung oder eine familiäre Häufung, müssten bei der Entscheidung aber dennoch berücksichtigt werden.
Nur wenige Männer benötigen eine Testosteron-Substitution
In Deutschland leiden drei bis fünf Prozent der Männer über 60 Jahre unter einem echten Testosteronmangel. Testosteron-Level sinken bei Männern sobald sie 30 sind um etwa ein Prozent pro Jahr. Laut der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) haben die meisten Männer aber keinen behandlungsbedürftigen Testosteronmangel. Dennoch hat sich seit 2001 die Zahl der Männer verdreifacht, die eine Testosteron-Ersatz-Therapie durchführen: mehr als zwei Prozent der Amerikaner in ihren 40ern und fast vier Prozent in ihren 60ern. © gie/aerzteblatt.de

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