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Medizin

Nebennierenrinden­karzinom: Genverlust und Genomverdopplung

Dienstag, 10. Mai 2016

Houston – Ein massiver Genverlust gefolgt von einer (Rest)-Genomverdopplung kennzeichnen das Chaos, das das Nebennierenrindenkarzinom zu einer äußerst aggressiven Krebserkrankung macht. Dies zeigt die jüngste Publikation des Cancer Genome Atlas in Cancer Cell (2016; doi: 10.1016/j.ccell.2016.04.002).

Nach der erfolgreichen Entschlüsselung des Erbguts einer Reihe häufiger Krebs­erkrankungen hat das Cancer Genome Atlas-Projekt mit der Analyse seltener Tumore begonnen. Zu ihnen gehört das Nebennierenrindenkarzinom, an dem weniger als zwei Personen pro Million und Jahr erkranken, in Deutschland also jährlich weniger als 200 Menschen.

Der Tumor tritt am häufigsten bei Kindern unter 5 Jahren und bei Erwachsenen im Alter von 30 bis 40 Jahren auf. Die Tumore können, wenn sie Hormone produzieren, eine Virilisierung (mit exzessivem männlichem Haarwachstum), eine vorzeitige Pubertät oder auch ein Cushing-Syndrom auslösen, sie können aber auch klinisch stumm bleiben. Die Diagnose wird in der Regel erst spät gestellt. Die Fünfjahresüberlebensrate liegt bei 20 bis 35 Prozent.

Da der Tumor so selten ist, konnte das Team um Roeland Verhaak vom MD Anderson Cancer Center in Houston nur 91 Tumore untersuchen, die 39 Institutionen in Amerika, Europa und Australien zusammengetragen hatten. Zu den Kennzeichen des Tumors gehört ein massiver DNA-Verlust. Der Tumor scheint sich zu Beginn seiner Entwicklung einer Vielzahl von Genen zu entledigen, darunter wohl auch zahlreiche, die das Tumorwachstum hemmen könnten.

Danach kommt es zu einer Verdoppelung des gesamten Genoms (whole genome doubling, WGD). Die WGD scheint die Aggressivität des Nebennierenrindenkarzinoms weiter zu steigern. Die Verhinderung des WGD könnte, so spekuliert Verhaak, ein möglicher Therapieansatz sein, wobei unklar bleibt, wie dieser aussehen könnte.

Konkreter ist die Hoffnung, dass die Blockade von sogenannten Treibermutationen, die das Wachstum des Tumors fördern, neue Ansätze liefern. Die Forscher entdeckten mit PRKAR1A, RPL22, TERF2, CCNE1 und NF1 gleich fünf Gene. Klinisch relevant könnte auch die Unterscheidung von drei genetischen Typen des Tumors sein, da diese unterschiedlich aggressive Tumore beschreiben. © rme/aerzteblatt.de

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