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NAV-Umfrage: Viele Berliner Ärzte mit KV nicht zufrieden

Dienstag, 17. Mai 2016

Berlin – Etwa drei von vier Vertragsärzten in Berlin trauen der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) des Landes nicht zu, das ärztliche Honorar ordnungsgemäß zwischen Haus- und Fachärzten zu verteilen. Und gut vier von fünf Berliner Vertragsärzten sind mit der Arbeit des KV-Vorstands nicht zufrieden. Das geht aus einer Umfrage der Landesgruppe Berlin des NAV-Virchow-Bundes hervor, deren Ergebnisse heute vorge­stellt wurden. „Das ist ein deutliches Misstrauensvotum“, meinte der Vorsitzende der Landesgruppe, Mathias Coordt, bei der Präsentation der Ergebnisse.

Der Vorstand der KV Berlin war Ende 2011 in die Kritik geraten, weil er sogenannte Übergangsgelder in Höhe von jeweils 183.000 Euro erhalten hatte. Da die Vorstands­mitglieder bei der KV-Wahl aber für weitere sechs Jahre im Amt bestätigt wurden, sei die Zahlung von Übergangsgeldern unrechtmäßig, so die Kritiker. In der Folge hat das Berliner Kammergericht eine Anklage wegen Untreue zugelassen.

„KV Berlin wird nach Gutsherrenart geführt“
„Man muss selbstkritisch sagen, dass die Vertreterversammlung die Zahlung der Über­gangs­gelder nicht wirklich mit der angemessenen Sorgfalt betrachtet hat“, meinte Coordt, der auch Mitglied der Vertreterversammlung (VV) der KV Berlin ist. Allgemein habe er nicht das Gefühl, dass die Vertreterversammlung eine ausreichende Kontroll­funktion ausübe. Ähnlich äußerten sich die Befragten. 87 Prozent sind der Meinung, die Kontrolle des KV-Vorstands durch die Vertreterversammlung sei nicht ausreichend gewährleistet. „Ich glaube aber, dass gerade ein Wandel stattfindet“, sagte Coordt. So habe die VV im April Änderungen beschlossen, die die Präsenz des Vorstandes bei den VVen einschränke.

„Die Berliner KV wird im Augenblick etwas nach Gutsherrenart geführt, in dem der Vorstand die Auffassung hat, die KV sei ein Privileg einiger weniger“, kritisierte Coordt. „Eine Vertreterversammlung, die kritische Fragen stellt und versucht, Informationen zu bekommen, wird als störend empfunden und nicht als Partner innerhalb der Selbst­verwaltung betrachtet.“

Ärzte nehmen in täglicher Arbeit Konflikt zwischen Haus- und Fachärzten wahr
Coordt sprach sich dafür aus, dass der Vorstand einer KV nicht nebenbei in einer ärztlichen Praxis arbeiten sollte. Zudem müsse er etwas von Management, von Betriebs­führung und Honorarverteilung verstehen. „Diese Aufgabe können Ärzte wahrnehmen, es können aber auch Verwaltungsbeamte sein, wie es in anderen KVen auch der Fall ist“, so Coordt. 52 Prozent der Befragten sprachen sich bei der Umfrage dafür aus, dass professionelle Vorstände für das Management einer Körperschaft in der Größe eines DAX-Unternehmens besser geeignet seien als Ärzte. 37 Prozent waren nicht dieser Meinung.

Ebenfalls zweigeteilt war die Meinung der Berliner Vertragsärzte bei der Frage, ob der in der KV auftretende Konflikt zwischen Haus- und Fachärzten auch in der täglichen Arbeit wahrgenommen werde. Knapp 50 Prozent beantworteten diese Frage mit „Ja“, ebenso viele mit „Nein“. Coordt, selbst Hausarzt, empfindet in seiner täglichen Arbeit keinen Konflikt zwischen Haus- und Fachärzten. „Ich glaube, es geht hier nicht um einen Konflikt auf fachlicher Ebene, sondern es geht um ein politisch aufgeladenes Lagerdenken“, meinte er. „Das ist aber nicht gut.“

KV Berlin: „Umfrage ist Wahlkampfgetöse“
786 der 7.557 Vertragsärzte Berlins haben sich an der Umfrage beteiligt. „Gerade einmal gut zehn Prozent der Befragten hat geantwortet“, kommentiert der Vorstand der KV Berlin gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. „Wir sehen das als nicht repräsentativ, sondern als Wahlkampfgetöse an.“ Im September finden die Wahlen zur Vertreterver­sammlung statt. © fos/aerzteblatt.de

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