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Ärzteschaft

Gassen: Staatskommissar wird nicht erforderlich sein

Mittwoch, 18. Mai 2016

KBV-Vorstandsvorsitzender Andreas Gassen /dpa

Berlin – Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hatte der Kassenärztlichen Bundes­vereinigung (KBV) in einem Brief damit gedroht, die Geschäfte der Körperschaft selbst zu übernehmen oder diese an einen Staatskommissar zu übertragen. Der KBV-Vorstandsvor­sitzende Andreas Gassen glaubt hingegen nicht, dass das Ministerium diese Drohung wahr­machen muss. Er sei zuversichtlich, dass notwendige Beschlüsse in der Vertreter­ver­sammlung (VV) am 23. Mai getroffen würden und habe „keine wirkliche Sorge, dass der Staatskommissar in die KBV kommt“, sagt Gassen im Interview mit KV.on.

Das Ministerium hatte in einem 4-seitigen Schreiben ange­kündigt, die KBV-Spitze und die VV zu entmachten, sollte die Körperschaft nicht in der Lage sein, nötige Beschlüsse zu fassen, Vorgänge um ungeklärte Immobiliengeschäfte im Zusammenhang mit dem Umzug der KBV nach Berlin aufzuklären, Lösungswege vorzuschlagen sowie Ansprüche gegen den ehemaligen Vorstandsvor­sitzenden Andreas Köhler einzufordern.

Dabei geht es unter anderem um zu unrecht an Köhler gezahlte Versorgungsbezüge, „sittenwidrige Vereinbarungen“ Köhlers mit der ehemaligen KBV-Justiziarin Ulrike W. sowie Unterhalts­zahlung­en an die geschiedene Ehefrau des ehemaligen KBV-Hauptgeschäftsführers und ehemaligen unparteiischen Vorsitzenden des Gemeinsamen Bundesausschusses (G-BA), Rainer Hess. Die Staatsanwaltschaft Berlin ermittelt gegen Köhler wegen des Verdachts auf Untreue in Millionenhöhe.

Die KBV betont, alle vom Ministerium angesprochenen Themen stünden am Montag bei der VV auf der Tagesordnung. Dies sind jedoch nicht die einzigen Aspekte, die thematisiert werden.

Auf KV.on kündigte KBV-Chef Gassen an, dass die VV deutlich machen werde, dass die Ärzte „Gestalter des Gesundheitswesens“ sein wollten. Er sei überzeugt, dass die VV der Politik „konstruktive Lösungen“ anbieten könne. Gassen erachtet es als notwendig, dass die Ideen des KV-Systems in die Öffentlichkeit und in die Politik gespielt werden. Ziel sei es, dass diese den Weg in Parteiprogramme und später in Koalitionsverträge finden.

Laut Gassen geht es dabei unter anderem um die Frage, wie Versorgung auf Dauer sichergestellt und wie eine Patientensteuerung stattfinden kann. Die KBV schlägt vor, Patienten stärker in die Verantwortung zu nehmen. Diese sollten die Wahl haben, ob sie sich bei ihrer Inanspruchnahme eher einem Hausarzt anvertrauen oder ob krankheits­bezogen auch eine fachärztliche Versorgung die Überwiegende sein dürfe. Die Politik sei aufgefordert, „Tarifgestaltung zu ermöglichen, die mündigen Versicherten und Patienten Wahloptionen einräumen“, erläuterte Gassen.

In Bezug auf die sektorenübergreifende Versorgung sprach sich Gassen für mehr ambulante und weniger stationäre Versorgung aus. Die hohe Krankenhausdichte, die es in Deutschland derzeit gebe, könne und müsse man sich nicht mehr leisten, sagt er. Von den rund 2.000 Häusern seien eine „ganze Reihe entbehrlich“. Zugleich brauche es starke und leistungsfähige Kliniken für die stationäre Versorgung. „Hier setzen wir auf Kooperation mit unseren Kollegen in der Klinik und auch auf neue Modelle, wie im stationären Bereich nicht notwendige Strukturen auch am ambulanten Leistungsgeschehen teilhaben können“, so Gassen. © may/aerzteblatt.de

Kommentare

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Avatar #560064
nocure
am Freitag, 20. Mai 2016, 15:48

@rostm

Es würde schon reichen, wenn die "Kassengebühr" für den Notdienst und die Praxisbesuche wieder eingeführt würde. 10€ pro Besuch bei jedem Besuch, auch im Notdienst, von jedem! Erstattung bei Sozialfällen wie Frankreich durch die Kassen, dort seit Jahrzehnten kein Problem.
Wupps können die klinischen Fließbandarbeiter sich wieder ihrer originären Aufgabe widmen und nicht 70-80% Moliere'sche Patienten sichten müssen.
Positiver Nebeneffekt, die Niedergelassenen hätten endlich auch mal wieder Zeit für die echten Kranken.
Avatar #93325
rostm
am Donnerstag, 19. Mai 2016, 23:22

Weniger Krankenhäuser?

Das ist doch ein Witz! Jeder Krankenhausarzt bekommt Woche für Woche mit, wie wir - ohne dass wir wirklich die dafür erforderlichen Strukturen zugestanden bekommen - von Patienten geflutet werden, die in der kassenärztlichen Versorgung niemand finden, der sie behandelt. Vor allem Mittwochs und Freitags nachmittags und seit neuestem an Brückentagen, Fastnacht usw. sind viele Praxen nicht mehr erreichbar, die Notaufnahmen voll. Es ist ja gar nichts dagegen einzuwenden, dass auch die niedergelassenen Ärzte ihre Freizeit wollen. Aber ich verbitte mir die Hetze gegen die Krankenhäuser, die die dann entstehenden Lücken kompensieren müssen.
Avatar #631326
Mut zur Wahrheit
am Donnerstag, 19. Mai 2016, 09:48

Die KV ist unerträglich

wann werden die ganzen KV endlich abgeschafft !!!
Avatar #13413
WFunk
am Donnerstag, 19. Mai 2016, 09:21

KBV zu Krankenhausschliessungen

Als bezahlter oberster Interessenvertreter kann Herr Kollege Gassen nicht anders argumentieren. Überflüssig sind aber nicht viele Krankenhäuser, sondern große Teile der niedergelassenen Facharztschiene. Dann aber gäbe es noch einen Selbstbedienungsladen weniger, in dem man qua weiter Indikationsstellung das Einkommen steigern kann.
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