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Politik

Anhörung: Streit um Kreiskrankenhaus Wolgast geht weiter

Mittwoch, 18. Mai 2016

/Screenshot DÄ

Schwerin - Die Schließung mehrerer Abteilungen im Kreiskrankenhaus Wolgast (Landkreis Vorpommern-Greifswald) bleibt umstritten. In einer öffentlichen Expertenan­hörung am Mittwoch im Landtag wurde von einigen Anzuhörenden Zustimmung, von anderen heftige Kritik geäußert. Dabei ging es zum Teil emotional zu.

In Wolgast sind Ende 2015 die Abteilungen Frauenheilkunde und Geburtshilfe sowie am 1. Februar 2016 die Kinderstation geschlossen worden. Der Geschäftsführer des Kreis­krankenhauses, Thorsten Wygold, begründete die Entscheidung mit zu geringen Geburten- und Patientenzahlen. Mit größeren Fallzahlen steige die Versorgungs­qualität, sagte er. Deshalb müssten Leistungen konzentriert werden.

Patienten bewusst umverteilt?
Michaela Skott von der Eltern-Initiative Mother Hood hielt dagegen, dass bei einer Geburt die Entfernung zur Entbindungsklinik zu den Qualitätskriterien gehöre. Das sieht auch die Wolgaster Kinderärztin Brigitte Würfel so. Nach ihren Angaben ist ein Patient zum Beispiel aus Peenemünde etwa eine Stunde bis ins Krankenhaus Anklam oder in
die Universitätsklinik Greifswald unterwegs. Bis nach Wolgast sei es weniger als die Hälfte der Zeit. Auch von Heringsdorf sei der Weg nach Wolgast der kürzeste.

Würfel gehört zu den Initiatoren einer Volksinitiative für die Wiedereröffnung der geschlossenen Abteilungen. Mehr als 15.000 Menschen unterstützten diese Forderung mit ihrer Unterschrift. Deshalb beschäftigt sich der Landtag damit.

Das Kreiskrankenhaus Wolgast ist Ende 2005 vom Landkreis an das Universitätsklinikum Greifswald verkauft worden. Würfel erhob in der Anhörung den Vorwurf, dass seit Jahren Patienten am Krankenhaus Wolgast vorbei nach Greifswald gelotst worden seien, um das Universitätsklinikum besser auszulasten. Dann verwundere es nicht, dass die Fall­zahlen in Wolgast angeblich zu niedrig seien, sagte sie.

Sicherstellungszuschläge nicht genutzt
Um Krankenhäuser auf Inseln oder in Randlagen – wie Wolgast an der Ostsee – zu erhalten, gibt es die Möglichkeit, sogenannte Sicherungszuschläge zu bekommen. Das Kreiskrankenhaus Wolgast hat diese jedoch nie beantragt, wie Geschäftsführer Wygold einräumte. Das wären Subventionen, meinte er ablehnend. Das Krankenhaus struktu­riere mit Blick auf den demografischen Wandel um. So sollen eine Palliativstation mit zwölf Betten und eine geriatrische Tagesklinik mit 15 Plätzen entstehen.

Vertreter von Krankenkassen begrüßten in der Anhörung die Entscheidungen. Zwar gebe es nun längere Wege für bestimmte Patienten, doch die Versorgungsqualität sei höher, sagte eine Vertreterin der AOK Nordost. Außerdem könnten somit beide Kranken­hausstandorte in Wolgast und in Anklam erhalten werden, ergänzte ein Vertreter der Barmer GEK. Im Ameos Klinikum Anklam wurde im Februar eine Abteilung für Kinder- und Jugendmedizin mit 16 Betten neu eröffnet.

Crusius bemängelt Unterversorgung
Der Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Andreas Crusius, wies wie Würfel darauf hin, dass die kinderärztliche Notfallversorgung in der Region Wolgast und auf der Insel Usedom derzeit nicht sichergestellt sei. Gerade in der Tourismussaison könne das zum Problem werden. Crusius bat den Landtag, die Schließung der beiden Fachabteilungen Gynäkologie und Geburtshilfe sowie Kinder- und Jugendmedizin in Wolgast rückgängig zu machen.

Auch ein Sprecher der Gewerkschaft Verdi forderte, Wolgast als eines der letzten Krankenhäuser in öffentlicher Hand im Land zu stärken. Dort werde mehr Personal vorgehalten als etwa beim privaten Konzern Ameos. Auch die Personalstärke sei ein Qualitätsmerkmal.

Der Landtag will noch vor der Sommerpause über die Volksinitiative entscheiden. © dpa/aerzteblatt.de

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