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Medizin

Wochenendeffekt nicht nur ein Problem der Besetzung

Donnerstag, 19. Mai 2016

/dpa

Coventry – Die erhöhte Mortalität von Patienten, die am Wochenende im Krankenhaus aufgenommen werden, nur auf eine schlechtere Personalbesetzung zurückzuführen, könnte zu kurz gegriffen sein. Das meinen Forscher um Richard Lillford an der Warwick Medical School. Sie berichten in Lancet (2016; doi: 10.1016/S0140-6736(16)30442-1).

Wer am Wochenende in einer Notaufnahme behandelt wird, kann in einigen Fällen ein erhöhtes Mortalitätsrisiko haben. Diesen „Wochenendeffekt“ konnten Forscher an britischen Kliniken beobachten (BMJ 2015; doi: 10.1136/bmj.h4596). Der Grund für die erhöhte Mortalität ist unklar. Häufig ist am Wochenende weniger Personal verfügbar, es sind weniger Fachärzte anwesend oder akut kranke Patienten warten mit ihrem Krankenhausbesuch bis zum Wochenende. Das britische National Health System plädierte angesichts dieser Ergebnisse für die Einführung eines „7-day-NHS“, im Rahmen dessen auch am Wochenende mehr Fachärzte zur Verfügung stehen sollten.

Die Forscher der Studie verglichen bei 117 Krankenhäusern die Sterblichkeit von Patienten und die Besetzung der Krankenhäuser mit Fachärzten. Als Vergleichspunkte dienten der 15. Juni 2014 (Sonntag) und der 18. Juni 2014 (Mittwoch).

Insgesamt waren sonntags in der Notaufnahme weniger Fachärzte verfügbar als mittwochs (1.667 versus 6.105). Dies wurde jedoch teilweise dadurch ausgeglichen, dass die Ärzte sonntags rund 40 Prozent mehr Zeit für die Patientenversorgung aufwendeten. Insgesamt sahen die Patienten am Wochenende jedoch nur rund halb so lange einen Facharzt (21,90 Stunden versus 42,73 Stunden pro zehn Patienten). Das Mortalitätsrisiko war am Wochenende um rund zehn Prozent erhöht. Diese Ergebnisse legten zunächst nahe, dass ein Zusammenhang zwischen Besetzung und Mortalität bestehen könnte. In einer genaueren Analyse der Daten konnte die Forscher jedoch keine Korrelation zwischen Mortalität und der Facharztdichte in den einzelnen Krankenhäusern feststellen.

Das erhöhte Mortalitätsrisiko von Patienten durch eine geringere Personaldichte zu erklären, sei eine unzulässige Generalisierung, meinen die Forscher. Die aktuelle Studie stütze diese Hypothese nicht. Dem Wochenendeffekt lediglich mit mehr Personal zu begegnen, sei daher nicht erfolgversprechend, so das Fazit der Arbeitsgruppe. © hil/aerzteblatt.de

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