Hochschulen
Tausende Medizinstudierende demonstrieren für gute Lehre
Donnerstag, 19. Mai 2016
Berlin – Unter dem Motto „Richtig gute Ärzte werden“ haben gestern Medizinstudierende an mehr als 20 Fakultäten für ein hochwertiges und praxisorientiertes Studium demonstriert. Sie folgten damit dem Aufruf der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) und den Medizinstudierenden im Hartmannbund.
Anlass für den Aktionstag ist die Reform im Rahmen des sogenannten „Masterplan Medizinstudium 2020“, die im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD verankert ist.
Zu den Veranstaltungen mit der zahlenmäßig höchsten Beteiligung gehörte eine Aktion in München, wo circa dreihundert Studierende auf die Straße gingen. Weitere Demonstrationen fanden in Kiel, Erlangen und Göttingen statt. An anderen Fakultäten organisierten die Studierenden Infostände, Podiumsdiskussionen und andere Informationsveranstaltungen.
Die wichtigsten Themen des Aktionstages waren die sinnvolle Auswahl der Studienplatzbewerber, früher Praxis- und Patientenkontakt und die frühzeitige Einbindung der Allgemeinmedizin ins Studium. „Wir sind mit der Resonanz sehr zufrieden. Wir konnten unsere Kommilitonen für die Inhalte des Masterplan Medizinstudium 2020 sensibilisieren und unsere große Bedenken gegenüber diskutierten Maßnahmen wie der Landarztquote oder dem PJ-Pflichtabschnitt in der Allgemeinmedizin äußern“, sagte Moritz Völker, Vorsitzender des Ausschusses der Medizinstudierenden im Hartmannbund.
Sukhdeep Arora, Präsident der bvmd, kündigte an, die Studierenden würden die Politik weiterhin genau beobachten und wieder gemeinsam auf die Straße gehen, sollten Maßnahmen vorgeschlagen werden, die aus Sicht der Medizinstudierenden nicht sinnvoll seien.
Auch der Sprecherrat der Medizinstudierenden im Marburger Bund unterstützte den Aktionstag der Fachschaften. „Mit der letzten Novelle der ärztlichen Approbationsordnung wurden zahlreiche Aspekte im Medizinstudium reformiert. Die Politik sollte diesen Veränderungen – gerade den Maßnahmen zur Förderung der Allgemeinmedizin – Zeit geben, bevor weitergehende Schritte unternommen werden“, forderte die Vorsitzende des Sprecherrates, Stefanie Weber. Mit Blick auf die Allgemeinmedizin betonte sie, Studieninhalte müssten aus sich heraus begründet sein, weil es die Ausbildung erfordere – und nicht, weil eine bestimmte Fachgruppe vermeintlich Nachwuchsprobleme habe.
Im Vorfeld hatten auch der Medizinische Fakultätentag, die Arbeitsgemeinschaft der Medizinischen Fachgesellschaften und der Verband der Universitätskliniken in Deutschland den Masterplan Medizinstudium 2020 kritisiert. Die Reform dürfe nicht einseitig darauf abzielen, mehr Hausärzte für ländliche Regionen zu gewinnen, sondern müsse auch andere drängende Probleme berücksichtigen, so ihre Forderung. „Es muss die Gelegenheit genutzt werden, auch auf die Auswahl der Studienplatzbewerber, die inhaltliche und praxisnahe Ausrichtung des Studiums und die Verankerung der Wissenschaftlichkeit im Studium einzugehen“, betonte Heyo Kroemer vom Medizinischen Fakultätentag. © hil/aerzteblatt.de

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