Ausland
USA: Sexuelle Belästigungen von Ärztinnen häufig
Donnerstag, 19. Mai 2016
Ann Arbor – Sexuelle Belästigungen sind an amerikanischen Universitätskliniken offenbar häufig, wobei überwiegend Frauen betroffen sind. In einer Umfrage im amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2016; doi: 10.1001/jama.2016.2188) gaben 30 Prozent der weiblichen und 4 Prozent der männlichen Akademiker an, im Verlauf ihrer Karriere sexuell belästigt worden zu sein.
Die Umfrage fand unter Stipendiaten der National Institutes of Health statt. Reshma Jagst, eine Radioonkologin der University of Michigan Medical School in Ann Arbor hatte Fragebögen an alle 1.719 Empfänger der sogenannten „K-Awards“ der Jahre 2006 bis 2009 geschickt, und 1.066 (62 Prozent) hatten geantwortet. Eine Frage wurde zu geschlechtsspezifischen Vorurteilen oder Karrierehindernissen in der Arbeitsumgebung. Das hatten 70 Prozent der Frauen und 22 Prozent der Männer schon einmal oder mehrmals erlebt. Insgesamt 66 Prozent der Frauen und 10 Prozent der Männer meinten, dass sie aufgrund von geschlechtsspezifischen Vorurteilen in ihrer Karriere benachteiligt wurden.
Ingesamt 30 Prozent der Frauen und 4 Prozent der Männer gaben an, dass sie schon einmal sexuell belästigt wurden. Von den 150 betroffenen Frauen meinten 138, dass sie sexistischen Bemerkungen ausgesetzt waren, 62 Frauen hatten unerwünschte sexuelle Avancen erlebt, neun waren durch subtile Bestechungen zu sexuellen Kontakten genötigt worden und 14 hatten körperliche sexuelle Gewalt erlebt.
In den USA ist es in den letzten Jahren wiederholt zu Zeitungsberichten über sexuelle Übergriffe auf Nachwuchsärztinnen gekommen. Anlass für die Umfrage war offenbar der Skandal um den Leiter des Cardiovascular Research Center der Yale Medical School. Er war im November 2014 nach einer mehrmonatigen Untersuchung mit sofortiger Wirkung suspendiert worden, weil er wiederholt einer Nachwuchsforscherin nachgestellt und die berufliche Karriere ihres Mannes behindert haben soll.
Sexuelle Einschüchterungen und Übergriffe sind keineswegs neu. In einer früheren Umfrage aus dem Jahr 1995 hatten sich 52 Prozent der Frauen und 5 Prozent der Männer über geschlechtsspezifische Benachteiligungen beklagt. © rme/aerzteblatt.de

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