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Medizin

Tumornekrosefaktor unterdrückt neuronale Veränderungen durch Kokain

Montag, 23. Mai 2016

/dpa

Montréal – Die Ausschüttung des Entzündungsmediators Tumornekrosefaktor-α (TNF-α) im Gehirn unterdrückt die chronischen neuronalen Veränderungsprozesse, die durch Kokain hervorgerufen werden. Diesen Zusammenhang entdeckten Forscher um David Stellwagen am McGill University Health Center. Die Forscher, die in dem Fachmagazin Neuron berichten, hoffen, dass ihre Ergebnisse chronisch Kokainabhängigen helfen können (doi: 10.1016/j.neuron.2016.03.030).

Chronischer Konsum von Kokain führt langfristig zu einer Veränderung der Hirnstruktur. Die Sucht nach dem Amphetamin wird nach einiger Zeit regelrecht in das Gehirn eingra­viert. Eine verstärkte exzitatorische Aktivität im Nucleus Accumbens bei Süchtigen ist ein Beispiel hierfür. Der Mechanismus dieser Veränderung ist unbekannt. Möglich ist jedoch, dass Mikroglia hier eine Rolle spielen. Mikroglia reagieren auf Veränderungen des chemischen Gleichgewichts im Gehirn, indem sie ein möglichst physiologisches Hirnmilieu wiederherstellen. Sie schützen Neuronen so vor einer Dysbalance von Transmittern. Mikroglia können über Botenstoffe auch neuronale und synaptische Veränderungen induzieren.

In ihrer Studie untersuchten die Forscher den Effekt von Kokain auf die Mikroglia an Maushirnen. Sie stellten fest, dass Kokain die Ausschüttung von TNF-α aktivierte. TNF-α löste im Striatum eine Reduktion sogenannter AMPA-Rezeptoren aus. Der aktivierende Transmitter dieser Rezeptorgruppe ist Glutamat. Diese Reduktion schützt Konsumenten vor einer psychischen Sensibilisierung für die Droge und verhindert so eine chronische Abhängigkeit.

Nach lang andauernder Substanzeinnahme nimmt die Ausschüttung von TNF-α jedoch ab. Die Forscher suchten nach Wegen, die Ausschüttung wieder zu erhöhen. Sie stellten fest, dass durch die Applikation eines Agonisten für Toll-like-Rezeptor-4 der erwünschte Effekt wieder eintrat. TNF-α wurde in erhöhter Konzentration ausgeschüttet, sodass die exzitatorische Aktivität im Nucleus Accumbens wieder abnahm.

Angesichts des Umstandes, dass drei Viertel aller Ex-Konsumenten wieder rückfällig wird, hoffen die Forscher eine Therapiemöglichkeit zu finden, welche diese Gefahr verringert.     © hil/aerzteblatt.de

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