Politik
Arzneimitteltests: Ethikrat wirft Politik Versäumnisse vor
Dienstag, 24. Mai 2016
Berlin – Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrates, Peter Dabrock, hat der Politik im Streit um die geplante Ausweitung von Arzneimitteltests an nicht einwilligungsfähigen Erwachsenen Versäumnisse vorgeworfen. „Es wäre wichtig gewesen, die mit der Novelle des Arzneimittelgesetzes verbundenen Fragen früher und intensiver in der Gesellschaft zu debattieren“, sagte Dabrock dem Tagesspiegel.
Es gehe um ein „ethisches Dilemma“, betonte der Theologe. Zum einen sei der Schutz von physisch oder psychisch besonders verletzlichen Menschen zu gewährleisten. Zum anderen stehe der Gesundheitsschutz für Menschen aus ebendieser Gruppe durch medizinischen Fortschritt auf dem Spiel. „Eine rechtliche Regelung muss versuchen, diese beiden hohen Schutzgüter zu wahren und in eine rechtlich und ethisch verantwortbare Balance zu bringen.“
Der Kritik seitens der Kirchen, die vor einer Verzweckung besonders schutzbedürftiger Menschen gewarnt hatten, schloss sich der Ethikrats-Vorsitzende nicht an. Stattdessen verwies er darauf, dass es in dem umstrittenen Gesetzentwurf von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) „eine Fülle an Bedingungen und Kontrollmechanismen gibt, die diese Verzwecklichung verhindern sollen“. Ob das gelinge, müsse nun in der Debatte geklärt werden.
Ablehnend äußerte sich der Theologe gegenüber dem Vorhaben, den Einfluss der Ethikkommissionen bei der Zulassung solcher Versuche zu schwächen. Klinische Studien benötigten „tiefstes und umfassendes Vertrauen“, betonte Dabrock. „Das bindende Votum von exzellent und höchst verantwortlich arbeitenden Ethikkommissionen war bisher das Herzstück dieses Vertrauensmanagements.“ Wenn man eine Verantwortungsbalance finden wolle, „sollte man auf die Erfolgsgeschichte der Ethikkommissionen nicht unnötig verzichten“.
© KNA/aerzteblatt.de

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