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Medizin

Studie: Verlust des Y-Chromosoms begünstigt Morbus Alzheimer

Dienstag, 24. Mai 2016

dpa

Uppsala – Bei Männern kommt es mit zunehmendem Alter zum Verlust des Y-Chromo­soms in den Leukozyten. Nach einer Studie im American Journal of Human Genetics (2016; doi: 10.1016/j.ajhg.2016.05.014) könnte dies eine erhöhte Anfälligkeit für einen Morbus Alzheimer anzeigen.

Im Verlauf des Lebens kommt es in vielen Zellen zur Anhäufung von genetischen Fehlern. Bei Männern ist der Verlust des Y-Chromosoms (LOY) in einem Teil der Leukozyten eine häufige Folge. Ein LOY-Mosaizismus ist im Alter von 80 Jahren bei bis zu 20 Prozent aller Männer nachweisbar. Lange Zeit wurde diesem Phänomen keine Bedeutung beigemessen, gilt das Y-Chromosom doch als genetisches Niemandsland und die dortigen Gene deshalb vor allem im Alter als entbehrlich. Vor zwei Jahren konnte Lars Forsberg von der Universität Uppsala jedoch zeigen, dass ein LOY-Mosaizismus mit einem erhöhten Krebsrisiko und einer erhöhten Krebssterblichkeit einhergeht.

Die aktuelle Untersuchung sieht eine noch deutlichere Assoziation mit der Entwicklung eines Morbus Alzheimer. Der Forscher stützt sich auf eine Fall-Kontroll-Studie und zwei prospektive Beobachtungsstudien. In der Fall-Kontroll-Studie war der LOY-Mosaizismus mit einem fast dreifach erhöhten Risiko auf eine Alzheimer-Demenz assoziiert (adjustierte Odds Ratio 2,8; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,19-6,61). In den beiden Beobachtungs­studien kam es sogar fast siebenfach häufiger zu einer Erkrankung (Hazard Ratio 6,80; 2,16-21,43), wenn ein LOY-Mosaizismus im Blut nachweisbar war.

Forsberg vermutet, dass der LOY-Mosaizismus in den Abwehrzellen des Blutes einen Defekt in der Immunabwehr anzeigt. Für Krebserkrankungen steht die Bedeutung der „Immunsurveillance“ für die Vermeidung von Krebserkrankungen außer Frage. Beim Morbus Alzheimer ist dies nicht belegt. Der LOY-Mosaizismus könnte auch ein allgemeiner Marker für genetische Veränderungen sein. Frühere Untersuchungen haben übrigens gezeigt, dass Rauchen zu einem deutlichen Anstieg des LOY-Mosaizismus führt. Dieser Effekt ist nach einem Rauchstopp reversibel. Auch dies spricht eher dafür, dass der LOY-Mosaizismus ein allgemeiner Marker für eine genetische Schädigung ist, zumal Rauchen kein etablierter Risikofaktor für den Morbus Alzheimer ist. © rme/aerzteblatt.de

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