Politik
Psychisch Kranke: Niedersachsen will Hilfen besser vernetzen
Montag, 30. Mai 2016
Hannover – Niedersachsens Gesundheitsministerin Cornelia Rundt will die ambulante psychiatrische Versorgung im Land stärken. Das Augenmerk müsse auf den weiteren Ausbau wohnortnaher Angebote gerichtet werden, sagte die SPD-Politikerin am Montag bei der Vorstellung des ersten Landespsychiatrieplans.
Rundt plädierte dafür, die Vernetzung mit den Hausärzten und weiteren Hilfsangeboten vor Ort zu fördern. Auf diese Weise könne vielfach eine stationäre Behandlung vermieden werden. Seelische Krankheiten sind weit verbreitet: Etwa ein Viertel der Bevölkerung erleidet im Laufe eines Jahres psychische Störungen.
Gesundheitsexperten sehen schon seit geraumer Zeit Handlungsbedarf. „Gerade die Intransparenz der psychiatrischen Versorgung ist in Niedersachsen ein Manko“, sagte der Sprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen, Detlef Haffke. Es gebe niedergelassene Psychiater, Institutsambulanzen und die sozialpsychiatrischen Dienste der Kommunen. „Aber der Bürger ist etwas verlassen, wenn er das Angebot nutzen will.“ Nach außen hin müsse deutlicher werden, wen Betroffene im konkreten Fall ansprechen könnten.
Besonders auf dem Land müssen Patienten mit seelischen Problemen zudem teilweise monatelange Wartezeiten auf einen Therapieplatz in Kauf nehmen. Hinzu kommen weite Anfahrtswege. „Dort wo die fachärztliche Versorgung ausgedünnt ist, müssen jetzt schon Modelle entwickelt werden, dem entgegenzuwirken“, sagte Rudolf Schmid von der Beratungsfirma Fogs/ceus consulting, die den Landespsychiatrieplan mit Unterstützung einer 30-köpfigen Fachkommission aus Niedersachsen erstellt hat. Insgesamt sei die psychiatrische Versorgung in Niedersachsen aber gut bis sehr gut ausgebaut, betonte Schmid.
Der Landespsychiatrieplan enthält konkrete Vorschläge wie zum Beispiel die Etablierung von Demenzbeauftragten in Einrichtungen oder die Förderung demenzfreundlicher Krankenhäuser. Angesichts der wachsenden Zahl alter Menschen fehlten bisher differenzierte Ansätze in der Gerontopsychiatrie, sagte der Experte. In der Kinder- und Jugendpsychiatrie müsse unter anderem das schulische Angebot für stationär untergebrachte junge Patienten verbessert werden.
„Wir wollen Schritt für Schritt beginnen, die guten Vorschläge umzusetzen“, sagte Ministerin Rundt. Sie nahm dabei auch Bezug auf den in der Kritik stehenden Maßregelvollzug. Hier werde an einer deutlichen Verbesserung der Zusammenarbeit und des Wissenstransfers mit Blick auf den Schutz der Bevölkerung gearbeitet, sagte die SPD-Politikerin.
Ein Freigänger aus dem Maßregelvollzug Bad Rehburg wird verdächtigt, im September 2015 eine junge Frau getötet zu haben. Vor kurzem soll ein anderer verurteilter Straftäter nach einer Lockerung seiner Unterbringung in Wunstorf eine 73-Jährige mit einem Messer schwer verletzt haben.
© dpa/aerzteblatt.de

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