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Weltnichtrauchertag: Rauchen gefährdet nicht nur die Lunge

Montag, 30. Mai 2016

dpa

Berlin – Mehr als die Hälfte aller regelmäßigen Raucher stirbt vorzeitig an Lungenkrebs, einer Herz-Kreislauf- oder einer anderen Atemwegserkrankung. Zigarettenkonsum steigert jedoch das Risiko für weit mehr Krankheiten. Dazu zählen beispielsweise Kehlkopf-, Speiseröhren- und Mundhöhlenkrebs, aber auch Darmkrebs und Diabetes Typ 2.

Ebenso gibt es einen Zusammenhang mit Leukämie sowie Bauchspeicheldrüsen-, Nieren-, Harnblasen- und Gebärmutterhalskrebs. Anlässlich des Weltnichtrauchertages am 31. Mai 2016 melden sich Gesundheits-Organisationen und Parteien zu Wort, um auf die Risiken und sinnvolle Präventionsstrategien aufmerksam zu machen.

Greifen gesunde Menschen zu Zigaretten, verdoppelt sich ihr Risiko, einen Diabetes Typ 2 zu entwickeln. Es gibt Hinweise, dass Rauchen die Empfindlichkeit der Körperzellen gegenüber Insulin senkt und somit die Insulinresistenz begünstigt. Bei jungen Menschen fördert auch das Passivrauchen die Entstehung des metabolischen Syndroms und einer Glukoseintoleranz, teilt die Deutsche Diabetes-Hilfe mit.

Der Konsum von Tabak steigert zudem das Darmkrebsrisiko. Zwar sei der Zusammen­hang mit dem Rauchen nicht so stark wie bei Lungenkrebs, berichtet der Krebsin­formationsdienst des Deutschen Krebsforschungszentrums auf seiner Webseite. Die vorliegenden Studienergebnisse reichen Fachleuten jedoch aus, um den Verzicht auf Zigaretten und andere Tabakprodukte zu empfehlen. Der Berufsverband Niederge­lassener Gastroenterologen Deutschland rät Rauchern, ab dem 55. Lebensjahr eine Darmspiegelung, um Darmpolypen vorsorglich zu entfernen.

Um das Risiko dieser durch Nikotin verursachten Krankheiten von Anfang an zu senken, bedarf es einer effektiven Tabakprävention. Der vorliegende Gesetzentwurf der Bundesregierung zu Tabakwerbebeschränkungen sei mutlos und biete der Tabakindustrie weiterhin zahllose Möglichkeiten, für Produkte zu werben, kritisiert Bündnis 90/Die Grünen. Sie fordern konsequente Werbebeschränkungen für Tabakprodukte jetzt umzusetzten – nicht erst 2020, wie von der Bundesregierung geplant. „Für krebserregende Tabakprodukte darf es keine Werbung geben“, fordert auch Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe.

Neues Präventions-Konzept aus Australien
Ein anderes Konzept zur Vorsorge kommt aus Down Under. Als erstes Land der Welt hat Australien 2012 für Zigaretten schlichte Einheitspackungen in Schlammgrün mit riesigen Ekelfotos eingeführt. Studien belegen nach Angaben der Regierung, dass dies die Lust aufs Rauchen in der Bevölkerung schmälert. Früher hätten 20 Prozent der Raucher mindestens einmal im Monat versucht, aufzuhören. Nach Einführung der neuen Packungen seien es fast 27 Prozent gewesen, sagte Melanie Wakefield vom Krebsforschungsinstitut Victoria. Wer die Schachteln unappetitlich finde, denke deutlich öfter über das Aufhören nach als andere

Die meisten dieser Präventionsmaßnahmen fokussieren sich auf Zigaretten und zeigen erste Wirkung: Einerseits sinken die Raucherquoten insbesondere im Jugendalter, andererseits sind neue Produkte wie E-Zigaretten und E-Shishas, aber auch die Wasserpfeifen auf dem Vormarsch und entwickeln sich zu einem gesundheits­gefährdenden Trend, warnt das Ministerium für Soziales, Gesundheit, Wissenschaft und Gleichstellung des Landes Schleswig-Holstein.

Im Jahr 2015 haben laut Daten der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) 22,7 Prozent der Jugendlichen zwischen 12 und 17 Jahren schon einmal eine Zigarette geraucht, etwa jeder achte Jugendliche hat schon einmal eine E-Zigarette (12,1 Prozent) oder eine E-Shisha (13,5 Prozent) ausprobiert. Die höchste Quote zeigte sich bei Wasserpfeifen, mit der 27,3 Prozent bereits Erfahrungen gemacht haben. Auf dem neuen Online-Portal „Mach den Test“ können Jugendliche ihr Wissen über Wasserpfeifen, E-Zigaretten und E-Shishas testen.

Besser abrupt aufhören als schrittweise
Wer mit dem Rauchen aufhören möchte, sollte qualitätsgesicherte Methoden nutzen und nicht zur E-Zigarette greifen, empfiehlt Heidrun Thaiss, Leiterin der BZgA in einer Pressemitteilung. „Es besteht die Gefahr, dass Aufhörwillige mit der E-Zigarette das eigentliche Rauchritual beibehalten. Im Übrigen sind auch elektronische Zigaretten, die mit flüssigen Bestandteilen arbeiten, nicht risikolos.“ Aufhörwilligen Rauchern empfiehlt die BZgA die Schluss-Punkt-Methode.

Das zeigt auch eine aktuelle Studie in Annals for Internal Medicine (doi:10.7326/M14-2805) mit fast 700 Teilnehmern. Wer mit dem Rauchen aufhören möchte, tut dies lieber von heute auf morgen, anstatt Schritt für Schritt. Die abrupten Nichtraucher blieben länger abstinent – nach vier Wochen waren fast die Hälfte rückfällig geworden. Bei den schrittweisen Rauchentwöhnungsversuchen hatten mehr als 60 % wieder mit dem Rauchen begonnen.

Laut dem Welt-Tabak-Bericht 2015 der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben pro Jahr fast sechs Millionen Menschen an den Folgen von Tabakkonsum. Jedes Jahr sterben in Deutschland rund 121.000 Menschen an den Folgen ihres Tabakkonsums. Nahezu jeder siebte Todesfall (13,5 Prozent) ist demnach auf das Rauchen zurückzuführen. Durchschnittlich verkürzt Tabakkonsum das Leben um etwa zehn Jahre. © gie/aerzteblatt.de

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