Medizin
Studie findet keine Herzschäden durch langjährigen Sport
Dienstag, 31. Mai 2016
Saarbrücken – Mögliche Gefahren des Ausdauersports für das Herz werden bereits seit über hundert Jahren in der medizinischen Fachwelt diskutiert. Sportmediziner der Universität des Saarlandes haben jetzt ältere Leistungssportler gezielt auf ihre Herzbelastung überprüft (doi: 10.1161/CIRCULATIONAHA.115.020975).
Sie beziehen sich mit ihrer Studie auf eine 2012 erschienene Arbeit belgischer Kardiologen und Sportmediziner (http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22160404). Diese beobachteten eine Vergrößerung und Funktionseinschränkung der rechten Herzkammer nach mehrstündigen Ausdauerwettkämpfen. Allerdings wurde die daraus abgeleitete Hypothese einer langfristigen Schädigung der rechten Herzkammer durch Ausdauersport, auch als „belastungsinduzierte arrhythmogene rechtsventrikuläre Cardiomyopathie (ARVC)“ bezeichnet, bislang nicht durch Längsschnittuntersuchungen bestätigt.
„Deshalb war unklar, ob die von den Belgiern festgestellte und in der Fachwelt häufig diskutierte akute Vergrößerung der rechten Herzkammer nach Extrem-Ausdauersport tatsächlich in einen gefährlichen Dauerzustand mündet“, hieß es aus der Arbeitsgruppe der Saarbrückener Forscher um Jürgen Scharhag und Philipp Bohm.
Sie untersuchten 33 sogenannte Elite-Masterathleten, die im Schnitt 47 Jahre alt waren, und verglichen sie mit einer Kontrollgruppe von 33 Männern, die ihnen in Alter, Größe und Gewicht ähnelten, aber keinerlei Ausdauersport betrieben hatte. Die Athleten, unter ihnen ehemalige Olympia-Teilnehmer ebenso wie ehemalige Ironman-Sieger und -Teilnehmer, sind seit rund 30 Jahren leistungssportlich aktiv und trainieren nach wie vor rund 17 Stunden pro Woche.
Die kardiale Magnetresonanztomographie (MRT) als Mittel der Wahl, das Herz und insbesondere die rechte Herzkammer zu untersuchen, steht laut der Arbeitsgruppe noch nicht lange genug zur Verfügung, um Verlaufsstudien zum Sportherzen präsentieren zu können. „Die sogenannten Mastersportler repräsentieren derzeit also am besten den Langzeitverlauf langjährig betriebenen Ausdauerwettkampfsports”, erklärte Scharhag den methodischen Ansatz der Studie.
Die saarländischen Wissenschaftler stellten fest, dass die Herzen der langjährigen Spitzensportler erwartungsgemäß deutlich größer und kräftiger waren als die der Kontrollgruppe. „Aber wir fanden keine Hinweise für eine dauerhafte Schädigung, krankhafte Vergrößerung oder Funktionseinschränkung der rechten oder linken Herzkammer durch langjährig betriebenen intensiven Ausdauersport“, erläuterte Bohm, der inzwischen am Universitären Herzzentrum Zürich arbeitet. © hil/aerzteblatt.de

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