Medizin
Gonorrhö: Immer mehr Infektionen in Europa
Mittwoch, 1. Juni 2016
Stockholm – Seit 2008 hat sich die Zahl der Infektionen mit dem Bakterium Neisseria gonorrhoeae in Europa mehr als verdoppelt. Erstmals verzeichnet der Report des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) mehr Fälle bei Frauen als bei heterosexuellen Männern.
Insgesamt wurden 66.413 Fälle von Gonokken-Infektionen in 27 Ländern Europas untersucht. Die höchste Infektionsrate wurde im United Kingdom (60 per 100000) beobachtet, gefolgt von Irland (28/100.000), Dänemark (20/100.000) und Lettland (18/100.000). Am häufigsten waren mit 38 % 15- bis 24-jährige betroffen und 25- bis 34-Jährige mit 34 %. Für Deutschland liegen Zahlen nur aus Sachsen vor, da die bundesweite Meldepflicht 2001 abgeschafft wurde (wir haben im Juli 2015 berichtet).
Besorgniserregend sei vor allem der Anstieg bei den Frauen, meldet das ECDC in einer Pressemeldung. Denn die Infektion begünstigt Komplikationen des Fortpflanzungstraktes, wie etwa Unterleibsentzündungen. Unbehandelt berge sie die Gefahr der Unfruchtbarkeit. Schwangere können die Bakterien auch auf ihr Kind übertragen.
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Für die Behandlung empfiehlt die europäische Leitlinie eine Antibiotika-Kombination aus Azithromycin mit Ceftriaxon oder Cefixim. Die neuesten Daten des European Gonococcal Antimicrobial Surveillance Programms (Euro-GASP) zeigen, dass die Resistenzen gegen Azithromycin zunehmen, während die Resistenzen gegen Ceftriaxon und Cefixim stabil bleiben. Schon eine geringe Zunahme der Resistenzen gegen diese beiden Cephalosporine der 3. Generation würde die Therapie jedoch gefährden. © gie/aerzteblatt.de

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