Medizin
Neue Antibiotika gegen Salmonellen in Afrika zunehmend unwirksam
Freitag, 3. Juni 2016
Hamburg – Vor zunehmenden Resistenzen in Afrika auch gegen neue Antibiotika warnen Wissenschaftler des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin in Hamburg. Sie beziehen sich dabei auf die Behandlung von schweren Salmonelleninfektionen im Blut, ausgelöst durch das Bakterium Salmonella enterica. Die Studie ist in der Zeitschrift Clinical Infectious Diseases erschienen (DOI10.1093/cid/civ757). „Wenn wir die Salmonellen im Blut nicht mehr mit den neuen Antibiotika wie Ciprofloxacin in den Griff bekommen, ist das ein großes Problem für die betroffenen Länder“, erläutert Jürgen May, der zahlreiche Studien in Subsahara-Afrika durchgeführt hat.
Blutvergiftungen durch Salmonellen der Art Salmonella enterica sind vor allem ein Problem der Entwicklungsländer. Die Infektion des Darms erfolgt über verunreinigte Lebensmittel und verschmutztes Wasser. Jährlich erkranken weltweit etwa 22 Millionen Menschen an Typhus, der wohl bekanntesten Infektion, die diese Eindringlinge verursachen. Sie wird durch das Bakterium Salmonella typhi ausgelöst, einer Variante von Salmonella enterica. Unbehandelt kann die Infektion zum Tode führen. Hinzu kommen so genannte nicht-typhoide Salmonelleninfektionen, ausgelöst durch andere Serotypen von Salmonella enterica. Sie können ebenfalls zu einer Blutvergiftung führen und treffen laut Schätzungen des Instituts über 90 Millionen Menschen pro Jahr.
Seit Anfang der 1990er Jahre tauchten in Asien und Afrika immer häufiger multiresistente Salmonellenstämme auf, denen die gängigen Antibiotika wie Ampicillin oder Chloramphenicol nichts mehr anhaben konnten. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfahl daraufhin Antibiotika der dritten Generation wie das Ciprofloxacin aus der Gruppe der Fluorchinolone.
Die Hamburger Forscher untersuchten über 300 Isolate von invasiven Salmonellen aus Blutkulturen, also aus Keimen, die zu Blutvergiftungen führen können.
Die Ergebnisse der Studie sind laut May eine erste Warnung: In einigen Varianten von Salmonellen konnte die Arbeitsgruppe eine verminderte Empfindlichkeit auf Ciprofloxacin nachweisen. Bei einem Serotyp war bereits die Hälfte der Isolate betroffen. Der Typhus-Erreger Salmonella typhi wies bei diesen Isolaten noch keine verminderte Empfindlichkeit auf. Eine länderübergreifende Untersuchung zeigte aber auch für Salmonella typhi bereits eine reduzierte Empfindlichkeit für Ciprofloxacin, besonders hoch war das Vorkommen in Kenia.
„Die Ergebnisse machen deutlich, dass das Vorkommen von multiresistenten Salmonellenstämmen genauestens beobachtet werden muss, um die Last vernachlässigter Krankheiten wie Typhus und nicht-typhoide Fieber in den Griff zu bekommen“, betont May. © hil/aerzteblatt.de

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