Politik
Kassenpatienten warten laut Test noch immer länger auf Termine
Freitag, 3. Juni 2016
Wiesbaden – Viele Kassenpatienten müssen nach einem von den Grünen in Auftrag gegebenen Test in Hessen noch immer deutlich länger auf einen Termin beim Facharzt warten als Privatversicherte. Auch die neue zentrale Terminvergabe, an die sich Patienten hilfesuchend wenden können, habe die Lage nicht verbessert, teilte die hessische Bundestagsabgeordnete Kordula Schulz-Asche am Freitag mit. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) und die Landesärztekammer Hessen wiesen die Kritik zurück.
Den Grünen zufolge hätten gesetzlich Versicherte bei dem Test 38 Tage warten müssen und damit 27 Tage länger als Privatversicherte. Das Ergebnis sei noch schlechter als bei einem ähnlichen Testlauf im Jahr 2013.
Für die Untersuchung wurden im April und Mai 370 Facharztpraxen zweimal hintereinander telefonisch um einen Termin gebeten – einmal für einen Kassenpatienten und einmal für einen Privatversicherten. Sieben Arztgruppen wurden unter die Lupe genommen: Haut-, Augen-, Hals-Nasen-Ohren-Ärzte, Neurologen, Kardiologen, Radiologen und Orthopäden.
Deutsches Ärzteblatt print
aerzteblatt.de
Der größte Unterschied ergab sich in Fulda (41 Tage längere Wartezeit) sowie Hanau und Darmstadt (je 34 Tage mehr). Am geringsten war die Differenz in Frankfurt (17 Tage). Bei 20 bis 30 Prozent der Praxen habe die Versicherungsart dagegen keinen oder kaum einen Unterschied gemacht. Die Grünen bezeichnen die Studie als repräsentativ.
Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Hessen wies die Kritik zurück. Ein Sprecher sprach am Freitag von Einzelfällen, die bei beliebten Spezialisten auftreten könnten. Patienten stehe es zudem frei, einen anderen Arzt aufzusuchen oder sich an die im Januar neu eingerichtete Terminservicestelle zu wenden. Darüber hinaus gelte die Regel: „Mehr Ärzte gleich schnellere Termine.“ Doch der Gesetzgeber schränke die ärztliche Versorgung mit Vorschriften des Sozialgesetzbuches ein, erklärte der Sprecher. Wartezeiten seien zumindest demnach zumutbar.
„Dringende Behandlungen und Notfälle leiden in Deutschland nicht unter Wartezeiten“, erklärte auch Gottfried von Knoblauch zu Hatzbach, Präsident der Landesärztekammer Hessen. Einen generellen Anspruch auf einen sofortigen Arzttermin gebe es nicht, Notfälle ausgenommen. Mit einer Überweisung des Hausarztes erhielten Patienten in angemessener Zeit – in dringenden Fällen auch umgehend – einen Facharzttermin. Der hessische Ärztekammerpräsident rät dazu, keine voreiligen Schlüsse aus den Ergebnissen der Wartezeiten-Studie zu ziehen.
Eine Umfrage an 6.089 zufällig ausgewählte Bürgern im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) hatte im vergangenen Jahr ergeben, dass knapp die Hälfte der Versicherten nicht auf einen Arzttermin warten musste. 42 Prozent empfanden die Wartezeiten als nicht zu lang, nur zehn Prozent fanden sie zu lang. 15 Prozent mussten zudem bis zu drei Tagen auf einen Termin warten und 37 Prozent mehr als drei Tage. © may/dpa/aerzteblatt.de

Keine Ungerechtigkeit - Politikum

Nachrichten zum Thema



Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.