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Politik

Arzneimittel: Forschungskosten sinken nicht

Freitag, 3. Juni 2016

Berlin – Die Diskussion um steigende Arzneimittelpreise auf dem Deutschen Ärztetag in Hamburg beschäftigt eine Woche danach noch immer den Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (vfa). „Wir sind auf dem Ärztetag doch ziemlich in die Kritik gera­ten“, sagte der neue Vorstandsvorsitzende des vfa, Han Steutel, beim vfa-Sommer­sym­posium. Der 56-jährige Nieder­länder ist Geschäftsführer von Bristol-Myers Squibb. Er hat gestern den vfa-Vorsitz übernommen und Hagen Pfundner (Roche) abgelöst, der nun stellvertretender Vorsitzender ist.

Steutel betonte, bei der Diskussion um hohe Arzneimittelpreise werde immer vergessen, dass es seit 2014 große Durchbrüche in zwei Therapiegebieten gegeben habe: bei Hepatitis C und im Bereich der Immunonkologie. Diese Fortschritte habe es nur gege­ben, weil die Pharmaunternehmen zuvor in die Forschung investiert hätten. „Wenn wir die Ausgaben für die Forschung nun einstellen, würde das bedeuten, dass wir künftig keine Durchbrüche mehr hätten“, sagte Steutel. In diesem Zusammenhang erklärte er, dass es in Zukunft schwieriger werde, neue Therapien zu finden. Deshalb dürfe man nicht davon ausgehen, dass die Forschungskosten künftig sänken.

Der Staatsminister bei der Bundeskanzlerin, Helge Braun, erinnerte daran, dass sich die Kritik an der Preispolitik der Pharmaindustrie auch gegen teure Me-too-Präparate richtet. „In der Vergangenheit waren pharmazeutische Unternehmen relativ erfolgreich darin, neue Produkte anzubieten, deren Innovationsgehalt nicht so hoch war“, sagte Braun. Auch dieser Aspekt habe die aktuelle Diskussion ausgelöst.

Pfundner meinte, die Pharmaindustrie müsse künftig besser erklären, „warum unsere Arzneimittel ihren Preis wert sind.“ Das sei aber eine schwierige Aufgabe. Denn derzeit sei es in der Mode, die Industrie zu moralisieren. „Dann wird gesagt, dass ein Arzneimittel fünf Mal teurer sei als Gold“, so Pfundner. „Ich erwidere dann: Wenn euch das Arznei­mittel zu teuer ist, dann nehmt doch stattdessen Gold.“

Den Pharmadialog werteten sowohl Braun als auch Pfundner und Steutel als Erfolg. Besonders erwähnenswert sei die neue Qualität der Diskussion zwischen Industrie und Politik, meinte Pfundner: „Wir haben von der Politik, aber auch von der Wissenschaft, den Bundesoberbehörden und Teilen der Selbstverwaltung, vor allem dem Gemein­sa­men Bundesausschuss, ein zunehmend besseres Verständnis und eine zunehmend größere Offenheit erfahren, was die Belange der Industrie angeht.“

Von der Politik wünschte sich Pfundner jetzt, „dass sie die im Pharmadialog getroffenen Vereinbarungen umsetzt und dass der Dialog weitergeht, dann gerne auch zusammen mit den anderen Stakeholdern, die kritisiert haben, dass sie bislang nicht dabei waren.“ Dazu gehören unter anderem die Parlamentarier des Deutschen Bundestags und die Ärzteschaft. © fos/aerzteblatt.de

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