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Medizin

Empfänger von Stammzell­transplantationen altern schneller

Freitag, 3. Juni 2016

dpa

Birmingham – Erwachsene Empfänger von hämatopoetischen Stammzelltrans­plantationen waren in einer US-Kohorte weniger als zehn Jahre nach der Behandlung deutlich schneller gealtert als ihre Geschwister. Laut der Analyse in JAMA Oncology (2016; doi: 10.1001/jamaoncol.2016.0855) ging die Gebrechlichkeit mit einer erhöhten Sterblichkeit einher.

Hämatopoetische Stammzelltransplantationen, einer der wichtigsten Fortschritte der modernen Medizin, die lange nur an wenigen Zentren durchgeführt wurden, sind heute an vielen Kliniken eine Routinebehandlung. Die Überlebenschancen haben sich gebessert und auch die Risiken der Behandlung, etwa die Toxizität der Konditionierung, sind gesunken. Nach wie vor erkranken jedoch viele Patienten an einer chronischen Graft-versus-Host-Reaktion (GvHR), bei der die Zellspende den Empfänger angreift.

Vor drei Jahren hatte Kirsten Ness vom St. Jude Children’s Research Hospital in Memphis bereits darauf hingewiesen, dass Kinder, die dank einer Stammzellt­ransplantation eine Krebserkrankung überlebt haben, im Erwachsenen-Alter früh Zeichen einer vermehrten Gebrechlichkeit zeigen. Es fehlt ihnen häufig an Muskelkraft und Ausdauer und ihre Bewegungen sind verlangsamt. Im Alter von Anfang 30 wirkten viele Patienten vorzeitig gealtert. 

Smita Bhatia von der Universität von Alabama in Birmingham hat jetzt ähnliche Beobachtungen in einer Kohorte von 998 erwachsenen Patienten gemacht, die im Alter von Mitte 30 eine Stammzelltransplantation erhalten hatten. Die meisten waren an Leukämien (CML, AML, ALL) oder Lymphomen (NHL) erkrankt und hatten ihre Krankheit (nur) dank der Behandlung überlebt. Im Mittel 7,9 Jahre später zeigten viele deutliche Zeichen einer zunehmenden Gebrechlichkeit. Dazu gehört ein Body-Mass-Index unter 18,5, eine rasche Erschöpfung, körperliche Inaktivität, Langsamkeit beim Treppensteigen und körperliche Schwäche.

Insgesamt 8,4 Prozent der Stammzellempfänger erfüllten wenigstens drei der fünf Zeichen einer vermehrten Gebrechlichkeit gegenüber 0,7 Prozent in einer Gruppe von im Durchschnitt etwa gleichaltrigen Geschwistern. Bhatia vergleicht den körperlichen Zustand der gebrechlichen Patienten mit dem von gesunden Senioren, die zwanzig Jahre älter sind. 

Eine wichtige Ursache der Gebrechlichkeit war eine anhaltende GvHR. Patienten mit anhaltender GvHR waren 15 mal häufiger gebrechlich als Patienten ohne GvHR. Nach dem Abklingen einer GvHR war das Risiko noch um den Faktor 2,7 erhöht. Die Gebrechlichkeit ging auch mit einem erhöhten Sterberisiko einher. Die Wahrschein­lichkeit, innerhalb von zehn Jahren an einem Rückfall der Krebserkrankung zu sterben, betrug 15,5 Prozent gegenüber 4,5 Prozent bei den nicht gebrechlichen Patienten. Noch häufiger starben die gebrechlichen Patienten an nicht krebsbedingten Ursachen (23,9 versus 10,2 Prozent).

Die Patienten der Kohorten waren zwischen 1974 und 1998 behandelt worden. Inzwischen haben sich die Therapieprotokolle stark verändert. Dies betrifft auch die GvHR, die häufiger verhindert und im Fall von Symptomen besser kontrolliert werden kann. Bhatia hofft deshalb, dass die heutigen Patienten die Stammzelltransplantationen auf Dauer besser verkraften. © rme/aerzteblatt.de

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