Medizin
Hyperbare Sauerstofftherapie könnte Wundheilung bei Diabetikern begünstigen
Montag, 6. Juni 2016
Köln – Erhalten Zuckerkranke mit einem sogenannten diabetischen Fußsyndrom zusätzlich zur konventionellen Behandlung eine hyperbare Sauerstofftherapie (HBO), dann könnte dies ihre Wundheilung begünstigen. In seinem Abschlussbericht zum Thema sieht das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) einen „Anhaltspunkt für einen Nutzen“ der Therapie.
Allerdings bleiben Vorbehalte: Bei anderen für Patienten maßgeblichen Therapieaspekten zeigt die HBO laut Institut keine Anhaltspunkte für einen Nutzen – allerdings auch nicht für einen Schaden. Das bedeutet: Trotz eines möglichen Vorteils beim Wundverschluss lässt sich nicht sagen, ob die Patienten deshalb weniger Schmerzen haben, im Alltag besser zurechtkommen, weniger abhängig von Fremdhilfe sind und auch nicht, ob die Amputationsrate oder die Patientenmortalität sinkt.
Wie so häufig ist die Studienlage kontrovers: Die IQWiG-Wissenschaftler konnten neun randomisierte kontrollierte Studien in ihre Bewertung einbeziehen. Nur zwei von ihnen waren aber methodisch so hochwertig, dass sie sich mit größerer Sicherheit interpretieren ließen. Bei den übrigen fehlten in den Publikationen häufig genaue Angaben, wie die Teilnehmer zu den jeweiligen Gruppen zugeteilt wurden, und die Studien waren meist nicht verblindet. Hinzu kommt offenbar, dass die Studien sehr unterschiedliche Patienten eingeschlossen hatten – auch in Bezug auf die Schwere der Erkrankung. Schließlich unterschieden sich die Studien im Hinblick auf den Auswertungszeitpunkt.
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Mit ausreichender Sicherheit interpretierbar waren so nur die Ergebnisse zum Endpunkt Wundverschluss. Hier zeigt die Zusammenfassung der Daten einen Vorteil der HBO gegenüber der Kontrollgruppe.
In ihrem Vorbericht waren die Wissenschaftler allerdings noch von einem „Beleg für einen Zusatznutzen“ ausgegangen. Nun konnten sie jedoch eine weitere Studie einbeziehen, die erst im Januar 2016 vollständig publiziert worden war. Diese zweite Studie mit niedrigem Verzerrungspotenzial kommt aber beim Thema Wundverschluss zu einem anderen Ergebnis als die ältere schon bekannte höherwertige Studie. Das IQWiG hat deshalb die Aussagesicherheit im Abschlussbericht von einem Beleg auf einen Anhaltspunkt herabgestuft. © hil/aerzteblatt.de

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