Ausland
WHO gibt Druck nach: Neue Untersuchung der Zika-Risiken für Olympia
Montag, 6. Juni 2016
Genf – Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat dem wachsenden internationalen Druck nachgegeben und will wegen der Gefahren des Zikavirus nun doch eine mögliche Empfehlung für eine Verlegung der Olympischen Spiele in Rio prüfen. Das zuständige Notfall-Komitee solle die Risiken der für August geplanten Sommerspiele untersuchen, kündigte WHO-Chefin Margaret Chan in einem Brief an die US-Senatorin Jeanne Shaheen an. Die Experten würden in Kürze zusammenkommen, das Ergebnis der Prüfung solle umgehend veröffentlicht werden.
Zuvor hatten mehr als 150 Gesundheitsexperten in einem offenen Brief an die WHO für die räumliche oder zeitliche Verschiebung der Spiele plädiert. Das besonders in Brasilien verbreitete Zikavirus, das von Mücken übertragen wird, kann unter anderem schwere Schädelfehlbildungen bei Babys auslösen. Die Experten fürchten globale Gesundheitsrisiken. Eine halbe Million Besucher der Spiele könnten in Rio angesteckt werden und die Krankheit mit in ihre Heimatländer bringen, hieß es in dem Brief.
Die WHO hatte die Bedenken zunächst noch zurückgewiesen. Es bestehe keine Gefährdung der öffentlichen Gesundheit, die die Verschiebung oder Absage der Olympischen Spiele rechtfertige, hatte die WHO mitgeteilt. Auch würde eine solche Entscheidung „die internationale Ausbreitung des Zikavirus nicht signifikant“ beeinflussen.
WHO: Risiken bereits viermal geprüft
Nun vollzog die Organisation eine Wende. Als Grund für die geplante Untersuchung nannte WHO-Chefin Chan den „aktuellen Grad der internationalen Besorgnis“. Allerdings verwies Chan auch darauf, dass die WHO mit Hilfe von Experten bereits viermal vor Ort die Risiken für die große Zahl von Athleten und Zuschauern bei Olympia habe prüfen lassen. Die jüngste dieser Einschätzungen stamme aus den ersten beiden Maiwochen. Die Expertenteams sollten „in Kürze“ ihre Einschätzung abgeben. Ihre Empfehlung werde dann „sofort“ im Internet veröffentlicht, sicherte Chan zu. WHO-Sprecherin Nyka Alexander teilte mit, das Treffen des Katastrophenschutzkomitees werde noch im Juni stattfinden. Der genaue Termin solle bis Ende kommender Woche mitgeteilt werden.
Carlos Nuzman, Präsident des Organisationskomitees der Olympischen Sommerspiele von Rio, hatte zuletzt versichert, es gebe kein „Gesundheitsrisiko für die Öffentlichkeit“ während der Spiele. „Das ist keine dramatische Sache, weil es Winter in Brasilien ist“, sagte er. Dennoch kündigte der US-Radprofi Tejay van Garderen an, wegen des Zikavirus nicht an Olympia teilzunehmen. Da seine Frau schwanger sei, wolle er nicht das geringste Risiko eingehen, erklärte er.
US-Athleten skeptisch
Auch der spanische Basketball-Star Pau Gasol erwägt einen Verzicht auf die Reise nach Rio. Der Center der Chicago Bulls erklärte, er stehe mit seinen Sorgen vor allem in den USA nicht allein da. Schon mehrere NBA-Stars wie Carmelo Anthony, die Tennis-Weltranglisten-Erste Serena Williams, die US-Fußball-Nationaltorhüterin Hope Solo oder auch der australische Profi-Golfer Marc Leishman hätten sich wegen der Gefahren des Zikavirus skeptisch geäußert.
Der Deutsche Olympische Sportbund will seine Athleten mit regelmäßig aktualisierten Informationen über die Gefahren von Zika aufklären. Zudem mahnt der DOSB die Sportler zur Vorbeugung durch Insektenschutz.
Das Zikavirus grassiert derzeit in Süd- und Mittelamerika. Brasilien ist mit bislang rund anderthalb Millionen infizierten Menschen am stärksten betroffen. © dpa/afp/aerzteblatt.de

Das ist sicher eine willkommene politische Entscheidung keine medizinische!
Eine politische Entscheidung wie das kollektive Sperren einer Nation wegen Doping, noch nie dagewesen, ohne positiven Nachweis der betroffenen Sportler.

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