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Wissenschafts­akademien empfehlen Optimierung von Längsschnittstudien

Montag, 6. Juni 2016

Berlin – Verlässliche finanzielle und organisatorische Infrastrukturen, eine verbesserte Aus- und Weiterbildung des Personals sowie eine Harmonisierung und Vernetzung bio­medizinischer und sozialwissenschaftlicher Forschungsansätze fordern die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina, acatech ‒ Deutsche Akademie der Technik­wissenschaften und die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften in ihrer heute präsentierten gemeinsamen Stellungnahme zur wissenschaftlichen und gesell­schaftspolitischen Bedeutung von bevölkerungsweiten Längsschnittstudien.

„Die Sozial-, Wirtschafts- und Verhaltensforschung sowie die Gesundheitsforschung und Epidemiologie wären ohne bevölkerungsweite Längsschnittstudien kaum denkbar“, betonte Jörg Hacker, Präsident der Lepoldina. Viele politische Entscheidungen bezüglich der Rentensicherung, Gesundheitsvorsorge, Bildungspolitik oder Familienförderung würden aufgrund gesellschaftlicher Entwicklungen getroffen, die bevölkerungsweite Längsschnittstudien wissenschaftlich untersuchten.

Im internationalen Vergleich sei Deutschland bezüglich dieser Studien zwar gut aufge­stellt, deren Potenzial werde jedoch noch nicht vollständig ausgeschöpft, erklärte Axel Börsch-Supan vom Max-Planck-Institut für Sozialrecht und Sozialpolitik in München. Derzeit weise die Infrastruktur der Längsschnittstudien, insbesondere hinsichtlich der Förder­instrumente und der Aus- und Weiterbildung der Studien-Mitarbeiter, noch Mängel auf.

Die Akademien empfehlen deshalb, die Förderung von Längsschnittstudien als nationale Aufgabe aufzufassen. Die Finanzierung sollte zeitlich nicht begrenzt, sondern solange ermöglicht werden, wie das wissenschaftliche Interesse und die Qualität der Erhe­bungen nachgewiesen werden können. Handlungsbedarf sehen die Akademien diesbezüglich beim Bundesforschungsministerium und bei der Deutschen Forschungs­gemeinschaft.

Zudem sollten sich nach Ansicht der Wissenschaftler die Ausschreibungen der Förder­mittel verstärkt auf interdisziplinäre Forschungskooperationen ausrichten. „Zwischen Genetik, sozialem Umfeld und der Wirtschaft bestehen komplexe Interaktionen“, betonte Börsch-Supan. Diese Bereiche innerhalb der Studien zu vernetzen, sei die große Herausforderung.

Hier seien die Universitäten und die außeruniversitären Forschungseinrich­tungen in der Pflicht. Es fehlten Trainingsprogramme für die trans­disziplinäre Forschungskooperation. Die Studienpläne der biomedizinischen und sozio­ökonomischen Studien seien oft erschreckend wenig koordiniert, heißt es in der Stellung­nahme.

Die Akademien befürworten ferner auch eine bessere Koordinierung der Erhebungen auf europäischer Ebene. Auch hierfür müssten Finanzierungsmechanismen geschaffen und der Datentransfer über Landesgrenzen hinweg erleichtert werden, sagte Johannes Siegrist vom Institut für Medizinische Soziologie der Universität Düsseldorf. Hinsichtlich des wissenschaftlichen Personals der Studien empfehlen die Akademien verlässlichere Karrierepfade und Weiterbildungen im Projektmanagement für leitende Studienmitar­beiter. Zudem sei eine verbesserte Ausbildung von Studierenden, Doktoranden und Postdoktoranden in Konzeption, Durchführung und Auswertung von Studien notwendig.

Derzeit laufen hierzulande mehr als 30 solcher Studien, das Sozio-ökonomische Panel, das Nationale Bildungspanel und die Nationale Kohorte. Zudem ist Deutschland an internationalen Erhebungen beteiligt, zum Beispiel dem Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe. © er/aerzteblatt.de

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