Medizin
Darmkrebs: Stenting kann häufig Anus praeter verhindern
Dienstag, 7. Juni 2016
Manchester – Die endoskopische Platzierung eines Stents, der die Kontinuität der Darmpassage im Bereich eines Kolorektalkarzinoms wieder herstellt, hat in einer randomisierten Studie vielen Patienten einen künstlichen Darmausgang erspart. Obwohl die Entfernung des Darmkrebses um mehrere Wochen verschoben wurde, war die Ein-Jahres-Sterblichkeit der Patienten nicht höher als nach einer Notfall-Operation, bei der der Tumor sofort entfernt wird, die aber häufig die Anlage eines Anus praeter erforderlich macht. Die Studie wurde auf dem Jahreskongress der American Society of Clinical Oncology (ASCO 2016) in Chicago vorgestellt.
Etwa 20 Prozent aller Darmkrebserkrankungen werden aufgrund eines akuten Abdomens diagnostiziert. In 80 Prozent der Fälle ist eine Blockade der Darmpassage die Ursache. Sie macht derzeit eine sofortige Operation notwendig, um eine Ruptur der Darmwand zu verhindern. Bei dieser Operation wird dann auch der Tumor entfernt. Da es sich um eine Notoperation handelt, wird in der Regel die Anlage eines Anus praeter notwendig. Die Darmkontinuität kann in den meisten Fällen in einer späteren Operation wieder hergestellt werden. In der Zwischenzeit bedeutet der künstliche Darmausgang für die meisten Patienten jedoch eine deutliche Einschränkung der Lebensqualität.
Die britische Studie „CReST“ der Stiftung Cancer UK hat untersucht, ob ein Anus praeter durch einen endoluminalen Stent vermieden werden kann. An der Studie nahmen an 39 Zentren insgesamt 246 Patienten teil, bei denen ein radiologisch vermuteter Darmkrebs einen linksseitigen Darmverschluss verursacht hatte. Eine Hälfte der Patienten wurde sofort einer Notoperation zugeführt. Bei der anderen Hälfte beschränkten sich die Ärzte darauf, den Darmverschluss durch einen Stent zu überwinden, der bei einer Endoskopie platziert wurde.
Verwendet wurde ein Tubus, der bei der Implantation nur einen Durchmesser von drei Millimetern hat, sich danach aber unter dem Einfluss der Körperwärme von selbst auf einen Innendurchmesser von zweieinhalb Zentimetern erweitert. Wie das Team um James Hill vom Central Manchester University Hospital berichtet, konnte bei 82 Prozent der Patienten die Darmpassage durch den Stent wieder hergestellt werden.
Bei diesen Patienten konnte die Krebsoperation auf einen späteren Zeitpunkt verlegt werden, wenn sich die Patienten vom akuten Abdomen erholt hatten. Nur 45 Prozent der Patienten benötigten dann einen Anus praeter. Im Studienarm mit sofortiger Notoperation ohne Versuch einer Stent-Implantation erhielten 69 Prozent der Patienten einen künstlichen Darmausgang. Der Unterschied war laut Hill statistisch signifikant.
Bei 92 Prozent der Patienten erfolgte die Krebsoperation mit dem Ziel einer Heilung. Die postoperative Mortalität nach 30 Tagen betrug 5,3 Prozent im der Stenting-Gruppe gegenüber 4,4 Prozent nach sofortiger Notoperation, was kein signifikanter Unterschied ist. Auch nach einem Jahr war die Sterberate in beiden Gruppen gleich. Die Patienten sollen jedoch noch über zwei Jahre beobachtet werden. In dieser Zeit sollte sich entscheiden, ob das Stenting bei einigen Patienten die Aussaat des Tumors begünstigt hat und die Patienten häufiger an einem metastasierten Darmkrebs sterben. Bislang gibt es dafür offenbar keine Anhaltspunkte. © rme/aerzteblatt.de

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