Medizin
Alzheimer-Patienten erhalten zu viele psychotrope Substanzen
Dienstag, 7. Juni 2016
Kopenhagen – Die Ursachen und den Mechanismus von Demenzerkrankungen noch intensiver zu erforschen, haben Neurologen auf dem zweiten Kongress der European Academy of Neurology (EAN) in Kopenhagen gefordert. „Forschung kostet zwar Geld, aber noch teurer kommt uns die Machtlosigkeit gegen die Krankheit“, sagte die Direktorin des Dänischen Demenzforschungszentrums, Gunhild Waldemar, auf der Tagung.
Bis heute gebe es keine Behandlung, mit der die Krankheit aufgehalten oder rückgängig gemacht werden könne. „Dazu bräuchten wir ein besseres Verständnis für die neurodegenerativen Mechanismen der Krankheit“, betonte Waldemar. Die Annahme, Demenz sei eine unvermeidliche Folge des Alters, sei schlichtweg falsch: „Die Hälfte der Menschen im Alter von 90 Jahren haben keine Gedächtnisstörungen“, sagte sie.
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Die derzeitige Versorgungssituation von Demenzkranken ist laut der Expertin „unbefriedigend“. Eine dänische Studie lege zum Beispiel dar, wie häufig Demenzkranke mit neuropsychiatrischen Symptomen Antipsychotika und andere psychotrope Medikamente erhielten, obwohl deren Wirksamkeit nur eingeschränkt erwiesen sei. Von rund 35.000 Patienten bekam laut Registerdaten jeder vierte mehr als zwei psychotrope Medikamente. Von den rund 5.400 Patienten, die mit Antipsychotika behandelt wurden, erhielten drei von vier weitere psychotrope Substanzen während der antipsychotischen Behandlungsperiode. © hil/aerzteblatt.de

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