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Medizin

Malaria schädigt bei Kindern häufig das Gehirn

Freitag, 10. Juni 2016

Heidelberg – Eine Malariainfektion kann bei Kindern lebensbedrohliche Hirnödeme auslösen – bei Erwachsenen kommt es dagegen nur selten zu dieser schweren Erkrankungsform, der sogenannten cerebralen Malaria. Einen Grund dafür hat eine Arbeitsgruppe um Martin Bendszus vom Universitätsklinikums Heidelberg jetzt in der Zeitschrift PLOS Pathogens beschrieben (2016; doi: 10.1371/journal.ppat.1005470).

Bei Mäusen mit einer vergleichbaren Erkrankungsform entdeckten sie mit Hilfe hochauflösender Magnetresonanztomographie (MRT), dass sich die Entzündung und damit auch die Schwellung des Gewebes entlang eines bestimmten Hirnareals ausbreiten. Dabei handelt es sich um einen Korridor, den unreife Nervenzellen während der Hirnentwicklung zu ihrem Bestimmungsort durchwandern. Er bildet sich im Verlauf der Kindheit zurück. Das Gewebe entlang dieser Wanderroute ist im Kindesalter offensichtlich besonders durchlässig und begünstigt die überschießende Immunantwort im Gehirn.

Konkret nimmt die überschießende Entzündungsreaktion ihren Anfang an einem bestimmten, an die Nasenhöhlen angrenzenden Hirnareal, dem Bulbus olfactorius. In diesem Bereich hat die Abwehrreaktion des Körpers gegen die Parasiten in den Blutgefäßen fatale Folgen: Sie macht die Blut-Hirn-Schranke durchlässig. Entzündungsstoffe gelangen in den Riechkolben und aktivieren hirneigene Immunzellen, Flüssigkeit lagert sich ein, es bildet sich ein Ödem. Noch bevor die Tiere Symptome zeigen, breitet sich das Ödem entlang eines röhrenförmigen Areals, dem rostralen migratorischen Strom, weiter aus. Über diese Struktur wandern im sich entwickelnden Gehirn junger Säugetieren Nervenzellen und Immunzellen in den Riechkolben ein. Erreicht die Entzündung tiefere Hirnstrukturen, fallen die Tiere ins Koma.

„Unsere Ergebnisse sind ein fehlendes Puzzleteil, um die Krankheitsmechanismen besser zu verstehen“, sagte die Erstautorin Angelika Hoffmann von der Abteilung für Neuroradiologie der Neurologischen Universitätsklinik Heidelberg.

Pro Jahr sterben laut der Arbeitsgruppe rund 580.000 Menschen an den Folgen der von Stechmücken übertragenen Parasiteninfektion. Die meisten Todesopfer sind Kinder unter fünf Jahren. Die cerebrale Malaria ist eine häufige Todesursache in dieser Altersgruppe. Von den ersten Kopfschmerzen mit allgemeinem Unwohlsein über Lähmungserscheinungen und Koma bis zum Tod durch Atemstillstand vergehen meist nur 24 Stunden. © hil/aerzteblatt.de

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